Rigoroser Sparkurs: Über Sachsens Airports ziehen dunkle Wolken auf

Leipzig/Dresden - Die Zeit der Höhenflüge scheint endgültig vorbei. Die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG) befindet sich in schweren Turbulenzen. Ein rigoroser Sparkurs soll die Unternehmensgruppe vorm Absturz bewahren. Die MFAG trennt sich von Personal, will Immobilien vermarkten und an der Gebührenschraube drehen. Aber wird das reichen? Das Fluggeschäft verändert sich gerade radikal. Es gibt einen höllischen Wettbewerb um Airlines, Passagiere und Fracht. Dresden und Leipzig haben dabei nicht die besten Karten.

Götz Ahmelmann (54) lenkt die Mitteldeutsche Flughafen AG.
Götz Ahmelmann (54) lenkt die Mitteldeutsche Flughafen AG.  © Eric Münch

Die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden befinden sich seit geraumer Zeit in finanzieller Schieflage. 2024 stand die MFAG bereits vor einer akuten Finanzkrise. Banken verweigerten zu jener Zeit die Auszahlung von vereinbarten Krediten, weil das Unternehmen seine "Hausaufgaben" nicht gemacht hatte.

Die Gesellschafter Sachsen und Sachsen-Anhalt wendeten damals das Schlimmste ab und schlossen mit neuen Krediten und Zuschüssen eine Finanzlücke von insgesamt 145 Millionen Euro.

Bis Ende 2026 wurde so die Finanzierung des Unternehmens gesichert. Gleichzeitig verdonnerten die Länder die MFAG dazu, sich endlich zu sanieren. Die Flughäfen haben noch nie in ihrer Geschichte ein positives Betriebsergebnis abgeliefert. Hauptverantwortlich sind dafür - nach Unternehmensangaben - Abschreibungen aus Investitionen in die Infrastruktur.

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Die Flughafen-Bosse planen nun einen Abbau von bis zu 250 Arbeitsplätzen. Aktuell zählt man in der Unternehmensgruppe rund 1200 Stellen.

Der Jobabbau soll bis Ende 2026 schrittweise und vor allem in der Führungsebene und Verwaltung erfolgen. Arbeitsplätze, die frei werden, weil Mitarbeiter altersbedingt oder freiwillig das Unternehmen verlassen, sollen nicht wieder besetzt werden. Beide Standorte sind davon betroffen, so der ehemalige Air-Berlin-Manager und heutige MFAG-Vorstandsvorsitzende Götz Ahmelmann (54).

Eine menschenleere Abflughalle am Flughafen Dresden International. Die Passagierzahlen in Sachsen befinden sich im Sinkflug.
Eine menschenleere Abflughalle am Flughafen Dresden International. Die Passagierzahlen in Sachsen befinden sich im Sinkflug.  © picture alliance/dpa

MFAG will fast 40 Millionen Euro sparen

An den sächsischen Flughäfen werden Stellen abgebaut.
An den sächsischen Flughäfen werden Stellen abgebaut.  © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Die MFAG strebt mit dem Restrukturierungsprogramm "Zukunft 30" Einsparungen in Höhe von fast 40 Millionen Euro an. 2026 möchte die MFAG eine schwarze Null schreiben.

Neben dem qualifizierten Einstellungsstopp will man Sachkosten drücken, Prozesse optimieren und die interne Organisation verschlanken. Zudem will man aus regionalen Förderinitiativen und dem Nachbarschaftssponsoring aussteigen.

Es sind kluge Ideen gefragt, denn die Infrastruktur der beiden Airports ist überdimensioniert und sollte möglichst verkleinert werden. Von den anvisierten 3,5 Millionen Passagieren in Dresden und 4,5 Millionen Passagieren in Leipzig/Halle ist man heute sehr, sehr weit entfernt.

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Mehr Erlöse will Götz Ahmelmann zukünftig in den Bereichen Logistik, Passage und Flächenentwicklung erzielen. "Die langfristige DHL-Vertragsverlängerung bis 2053 legt das Fundament für eine zukunftssichere Entwicklung", so ein MFAG-Sprecher mit Blick auf das Frachtgeschäft am Standort Leipzig.

In Dresden hofft man, das Geschäft mit Ferienfliegern ausbauen zu können. Der Airport leidet besonders unter dem Einbruch des innerdeutschen Flugverkehrs, der dort eine Schlüsselrolle spielte. Auch die hohen Gebühren und Steuern für Starts und Landungen machen den sächsischen Flughäfen im Vergleich zur Konkurrenz in Prag zu schaffen, sodass sich Billig-Airlines wie Ryanair inzwischen zurückgezogen haben.

Politik hat Vertrauen in die Flughäfen

Ist es sinnvoll, dass sich Sachsen unter diesen Umständen noch zwei Flughäfen leistet? "Ja", sagen die schwarz-roten Koalitionäre. In ihrem "Ehevertrag" bekennen sie sich ausdrücklich zu beiden Flughäfen.

"Unser Ziel sind mehr Flugverbindungen an den sächsischen Flughäfen. Wir setzen uns gegenüber dem Bund für ein international wettbewerbsfähiges Niveau der Steuer- und Gebührenlast im Flugverkehr ein", heißt es im Koalitionsvertrag. Wirtschaftsminister Dirk Panther (50, SPD): "Wir wollen die Flughäfen Leipzig und Dresden als Logistik- und Wirtschaftsstandorte stärken."

Panther will in seiner Amtszeit Projekten Rückenwind geben, die Sachsen als Modellregion für nachhaltiges Fliegen abheben lassen.

Ein DHL-Frachtflugzeug am Flughafen Leipzig/Halle. 2023 und 2024 wurden dort nach Angaben der Mitteldeutschen Flughafen AG jeweils rund 1,4 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen.
Ein DHL-Frachtflugzeug am Flughafen Leipzig/Halle. 2023 und 2024 wurden dort nach Angaben der Mitteldeutschen Flughafen AG jeweils rund 1,4 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen.  © Hendrik Schmidt/dpa

Klagen gegen den Flughafen-Ausbau Leipzig/Halle

Gegen den Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle regt sich viel Protest in der Region.
Gegen den Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle regt sich viel Protest in der Region.  © Sebastian Willnow/dpa

Unabhängig vom Sparkurs: Die Pläne zum Ausbau vom DHL-Drehkreuz am Flughafen Leipzig/Halle werden weiter vorangetrieben. Die MFAG als Betreiber will dort 300 Millionen Euro investieren, um Fracht-Abfertigungskapazitäten deutlich erweitern zu können.

Gegenwärtig beschäftigt sich das Sächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen (OVG) mit zehn begründeten Klagen gegen den sogenannten Planänderungsbeschluss der Landesdirektion Sachsen (erging im September 2024).

Geklagt haben die BUND-Landesverbände Sachsen und Sachsen-Anhalt, die Stadt Schkeuditz, vier Gewerbetreibende und drei Privatpersonen.

Die OVG-Richter müssen nun klären, ob die Ausbaupläne mit dem Klima-, Natur- und Umweltschutzrecht vereinbar sind. Wie lange das Verfahren dauern wird, ist ungewiss.

Titelfoto: Montage picture alliance/dpa ; picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

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