Corona, Streik & Krieg: Flughafen Frankfurt droht Chaos zu Ostern

Frankfurt am Main - Trotz Omikron und Krieg in der Ukraine wird im Luftverkehr rund um das Osterfest ein erster Ansturm der Passagiere erwartet. Zur Umstellung auf den Sommerflugplan am kommenden Sonntag haben die Airlines ihre Flugpläne nahe ans Vorkrisen-Niveau ausgeweitet.

Mit einem reibungslosen Ablauf während der Spitzentage in den Osterferien rechnet am Frankfurter Flughafen niemand.
Mit einem reibungslosen Ablauf während der Spitzentage in den Osterferien rechnet am Frankfurter Flughafen niemand.  © dpa/Boris Rössler

Doch mit einem reibungslosen Ablauf an den Spitzentagen rechnet nach zwei Jahren Krisenbetrieb keiner in der Branche. Die Passagiere müssen sich auch wegen der zusätzlichen Corona-Prozeduren auf längere Wartezeiten einstellen.

Vor allem die Ferienflieger wollen mit ihren Flügen Richtung Mittelmeer wieder so richtig loslegen. "Millionen Menschen wollen nach zwei Jahren Pandemie endlich ihren Urlaub nachholen oder wichtige Geschäftskontakte wieder persönlich treffen", sagt der Chef des Marktführers Eurowings, Jens Bischof.

Seine Gesellschaft will zum Höhepunkt der Saison 380 Mal in der Woche Palma de Mallorca anfliegen. Auch Easyjet sieht eine aufgestaute Nachfrage und will die Passagierzahl im Gesamtjahr vervierfachen im Vergleich zu 2021.

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Eine Sonderrolle nimmt Ryanair ein, die europaweit im Sommer zwar ausbaut, in Deutschland aber nur rund zwei Drittel des Angebots aus 2019 fliegt.

Die Iren haben aus Kostengründen die Basen in Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und Düsseldorf geschlossen.

Personalengpässe am Flughafen und bei den Fluggesellschaften

Während der Corona-Krise hat der Frankfurter Flughafen kräftig Personal abgebaut. Zwischenzeitlich war das Terminal 2 geschlossen.
Während der Corona-Krise hat der Frankfurter Flughafen kräftig Personal abgebaut. Zwischenzeitlich war das Terminal 2 geschlossen.  © dpa/Boris Rössler

Die Lufthansa hat erste Personalengpässe im Zusammenspiel von hoher Nachfrage und omikron-erkrankten Piloten bereits zu Weihnachten gespürt, hat aber grundsätzlich das fliegende Personal im Unternehmen gehalten. "Fliegen funktioniert nur im Team", sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Die Fluggesellschaft Condor will an den Spitzentagen zusätzliches Personal an die Schalter stellen und versucht, die Gäste zum Online-Check-in und zur Gepäckaufgabe am Automaten zu bewegen. Der Prozess ist mit den Impfzertifikaten und Einreiseregistern nicht einfacher geworden und nimmt analog zusätzliche Zeit in Anspruch.

Frankfurts Flughafenchef Stefan Schulte erwartet, dass es zu den Belastungsspitzen ruckeln kann. Diese fallen nach seiner Einschätzung heftiger und unregelmäßiger aus als vor der Krise. Das Unternehmen hat zudem mit mehr als 4000 Leuten kräftig Personal abgebaut, wenn auch eher in den administrativen Bereichen.

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Darüber hinaus haben aber viele Arbeiter der Bodenverkehrsdienste gekündigt und sich neue Jobs gesucht, weil sie ohne Schicht- und Wochenendzulagen nur noch auf ihre schmalen Grundgehälter angewiesen waren.

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Jetzt will Fraport mindestens 1000 neue Kräfte anheuern, trifft aber auf einen weitgehend leer gefegten Arbeitsmarkt im prosperierenden Rhein-Main-Gebiet.

Eine zusätzliche Hürde sind die hohen Sicherheitsanforderungen für Menschen, die auf dem Vorfeld arbeiten, Gepäck verladen und Verpflegung anliefern. Bis zu sechs Wochen kann die Zuverlässigkeitsüberprüfung bei der Luftsicherheitsbehörde des Landes dauern.

Wer in den letzten fünf Jahre länger als sechs Monate im Ausland gelebt hat, muss entweder ein europäisches Führungszeugnis oder eine Straffreiheitsbescheinigung des entsprechenden Landes vorlegen - für viele Migranten eine kaum machbare Anforderung.

"Wenn die Politik uns helfen will, muss sie die Überprüfungen beschleunigen", sagte Ralph Beisel vom Flughafenverband ADV. Mit Hochdruck sprächen die Flughäfen gerade mit den verschiedenen Dienstleistern, ob diese auch tatsächlich gewappnet sind für die anstehenden Verkehrsspitzen. Von den Kräften wird eine hohe Flexibilität gefordert, denn die Flüge verteilen sich weit ungünstiger über den Tag als vor der Krise.

Flüge aus Ost und West müssen in den deutschen Luftraum verlagert werden

Auch bei der Flugsicherung in Deutschland braut sich Unheil zusammen: Viele Flüge aus Polen und Frankreich müssen in den deutschen Luftraum verschoben werden
Auch bei der Flugsicherung in Deutschland braut sich Unheil zusammen: Viele Flüge aus Polen und Frankreich müssen in den deutschen Luftraum verschoben werden  © dpa/Frank Rumpenhorst

Die Gewerkschaft Verdi hat in den vergangenen Tagen deutlich aufgezeigt, wie fragil das System des Luftverkehrs schon bei geringerer Verkehrsdichte ist. Mit zwei Warnstreikwellen der vergleichsweise kleinen Berufsgruppe der Luftsicherheitskräfte hat sie die großen Flughäfen außerhalb Bayerns tageweise weitgehend lahmgelegt, zehntausende Passagiere kamen nicht wie geplant an ihr Ziel.

Bei der Flugsicherung, einem der Flaschenhälse aus den Vorkrisenjahren 2018/2019, braut sich schon seit Wochen Unheil zusammen. Nach Putins Angriff auf die Ukraine hat Polen den grenznahen Luftraum zu Russland für zivile Flugzeuge gesperrt und kämpft zudem mit einem drohenden, aber auch selbst verursachten Personalengpass.

Nach Informationen der europäischen Lotsengewerkschaften sollen die Kontrollkräfte in Warschau bis zu 70 Prozent niedrigere Gehälter akzeptieren, was die meisten nicht mitmachen wollen. Fallen weitere Lotsen aus, müssten noch mehr Überflüge in den deutschen Luftraum verlagert werden, sagt der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaftskoordination ATCEUC, Volker Möller.

Gleiches droht von Westen, denn die französische Flugsicherung DSNA startet am 5. April, und damit pünktlich zum Beginn der deutschen Osterferien, ein neues Computer-Leitsystem in ihrer Ostfrankreich-Zentrale Reims.

Aus Sicherheitsgründen wird das neue System zunächst mit verringerter Kapazität gefahren, sodass bis Ende Juli etliche Ferienflüge in den deutschen Luftraum verschoben werden müssen.

Flugverspätungen werden in den nächsten Monaten "voraussichtlich nicht vermeidbar" sein, warnt daher der Betriebschef der Deutschen Flugsicherung, Dirk Mahns, vorbeugend.

Titelfoto: dpa/Boris Rössler

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