Zitterpartie endet erfolgreich: Von Abschiebung bedrohter Heberth darf bleiben!
Görlitz - Das Bangen hat ein Ende - vorerst: Heberth Alvarado Asuaje (30) darf bleiben! Eine ganze Stadt hatte für den akut von der Abschiebung bedrohten Venezolaner und seine junge Familie gekämpft und bis zum Schluss gehofft.
Donnerstag war Tag der Entscheidung. Nur noch bis dahin hatte die Duldung des Venezolaners gegolten, der mit seiner Familie längst integriert ist und als angestellter Fleischer ordentlich seine Brötchen verdient.
Donnerstag musste Heberth in der Ausländerbehörde in Görlitz vorsprechen. Um 16.37 Uhr betrat er in Begleitung seiner schwangeren Frau Roselvy (31) und Tochter Megan (5) mit weichen Knien Raum 15 der Behörde. Schon drei Minuten später die erlösende Botschaft: Das Amt hat die Duldung bis 31. Dezember verlängert! "Ab jetzt wird alles leichter", strahlte Heberth noch auf den Treppen der Ausländerbehörde.
Rückblende: In Venezuela geboren, fing Heberth mit 13 dort in der Fleischerei seines Opas an. Als Oppositioneller gegen die Sozialisten-Regierung verfolgt, bedroht und überfallen, flüchtete er im Oktober 2022 in die Lausitz. Keine fünf Monate später fand er Arbeit in der Familienfleischerei Kadach in Spremberg (Südbrandenburg).
Trotzdem flatterte im August 2023 ein Brief in die Wohnung in Weißwasser: Die junge Familie solle abgeschoben werden. In der Lausitz wollte sich damit allerdings niemand anfreunden. Parteien, Verbände, auch Heberths Chefin Beate Kadach (57) liefen dagegen Sturm.
Sachsens Innenminister Schuster hatte kein Herz für Heberth
Es war eine Zitterpartie bis zum Schluss. Denn trotz Forderung selbst der Sächsischen Härtefallkommission für ein Bleiberecht war Innenminister Armin Schuster (62, CDU) stur geblieben, hatte auf Abschiebung bestanden.
Was die Ausländerbehörde nun zum Einlenken bewegte, ist nicht bekannt. Fest steht: Bis Jahresende ist das Familienglück gesichert - und wird sogar noch wachsen: Am 30. Juni soll Heberths Tochter Amanda auf die Welt kommen.
"Wir freuen uns wirklich sehr für die Familie und auch darüber, dass sich der Kampf bis zu dieser Etappe offenbar gelohnt hat", so Heberths Chefin erleichtert. "Trotzdem muss auf politischer Ebene endlich eine Entscheidung getroffen werden bezüglich arbeitswilliger Asylsuchender, die sich solche Mühe geben wie er und seine Freundin."
An die große Politik konnte Heberth gestern nicht denken. Richtig feiern wollte er auch nicht - schließlich fuhr sein Zug auf Arbeit am Freitag wieder um vier Uhr früh.
Titelfoto: Eric Münch