Wohin mit Geflüchteten? Erfurt klagt über knappen Wohnraum
Erfurt - Die Belegung von Gemeinschaftsunterkünften für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine erschwert in Erfurt die Unterbringung anderer Geflüchteter. Derzeit seien noch 380 Menschen aus der Ukraine in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit.
"Diese Plätze werden dringend für neu ankommende Menschen benötigt", erklärte Sozialdezernentin Anke Hofmann-Domke (Linke), in einer Mitteilung. Die Stadt sucht deshalb händeringend nach Privatunterkünften für ukrainische Geflüchtete.
Gesucht würden vor allem Einraumwohnungen für Alleinstehende und Zwei- bis Dreiraumwohnungen für Familien mit bis zu vier Personen.
Die Stadtverwaltung verwies darauf, dass Ukraine-Flüchtlinge anders als anerkannte Asylbewerber aus anderen Ländern Bürgergeld erhalten und somit auch private Mietverträge auf dem Wohnungsmarkt abschließen können.
Bürgergeldempfängern werden auch die Kosten für Miete und Heizung in einem bestimmten Umfang gewährt. Vermieter mit Wohnungskapazitäten können sich beim Erfurter Sozialamt melden, von dem sie zu den Details beraten werden.
Kritik an Thüringens Migrationsministerin
Der Erfurter Migrationsbeauftragte Daniel Stassny kritisierte in einem offenen Brief an Thüringens Migrationsministerin Doreen Denstädt (Grüne) jahrelange Versäumnisse der Landesregierung in der Flüchtlingsunterbringung.
"Das Land hat seit der ersten Flüchtlingswelle 2015/2016 fast zehn Jahre untätig die Entwicklungen abgewartet, obwohl schon damals klar war, dass die Zahlen von Asylsuchenden nicht zurückgehen werden", heißt es in dem Schreiben.
"Fast zehn Jahre, in denen die Kapazitäten des Landes hätten ausgebaut werden können, ein Migrationsamt zentrale Aufgaben hätte übernehmen können." Die Kommunen hätten ihre Hausaufgaben gemacht, Unterkünfte und Sozialbetreuung werden vorgehalten. "Die Kapazitäten sind aber endlich und in Erfurt erschöpft", so Stassny.
Die Landeshauptstadt hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nach eigenen Angaben mehr als 3500 Geflüchtete aus dem überfallenen Land aufgenommen.
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