Es geht um Leben und Tod: "Sea-Eye 4" in Richtung Mittelmeer unterwegs
Rostock - Mit der Stammbesatzung von 26 Crewmitgliedern an Bord hat das Seenotrettungsschiff "Sea-Eye 4" am Samstag den Fischereihafen Rostock in Richtung Mittelmeer verlassen.
Wie Gordon Isler von der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye sagte, bietet das 55 Meter lange Schiff viel Platz für die Erstversorgung geretteter Menschen.
Das 1972 gebaute, ehemalige Offshore-Versorgungsschiff war in den vergangenen Monaten in der polnischen Hafenstadt Swinemünde (Świnoujście) und in Rostock auf den Einsatz vorbereitet worden. Am Umbau hätten sich mehrere Hundert freiwillige Helfer beteiligt.
Die "Sea-Eya 4" hat zwei Kräne, die die zwei Einsatzboote sicher und schnell zu Wasser lassen können. Eine Krankenstation verfüge über einen modernen Standard und sei auch auf potenzielle Corona-Fälle vorbereitet. Die Kosten für Kauf und Umbau des Schiffes betragen den Angaben zufolge insgesamt rund 1,15 Millionen Euro.
Das Geld stammt maßgeblich von dem Bündnis United4Rescue, das von der Evangelischen Kirche initiiert wurde. Nach Angaben von Vorstandsmitglied Michael Schwickart gehören dem Bündnis rund 740 Partner aus der Zivilgesellschaft an.
Jedes Jahr wagen Tausende Migranten die lebensgefährliche Überfahrt von Tunesien und Libyen aus nach Europa. 2019 starben dabei nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als 1200 Menschen.
Kapitän Christoph Kües fordert mehr Anteilnahme
Derzeit fahren mehrere private Organisationen immer wieder ins zentrale Mittelmeer hinaus, um den Migranten zur Hilfe zu kommen. Die Aktionen sind politisch umstritten.
Nach Ansicht des Kapitäns der "Sea-Eye ", Christoph Kües, verschließen die Industrieländer dabei bewusst die Augen vor dem Leid auf der Erde.
"Die westliche Welt lebt mit ihrem Reichtum wie in einer Blase", sagte Kues der Deutschen Presse-Agentur. In großen Teilen der Welt gehe es eher um das tägliche Überleben als um die Versorgung beispielsweise mit Luxusgütern.
Die westlichen Länder ließen auch jede Bereitschaft vermissen, aus dieser Blase auszubrechen.
Titelfoto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa