Dresden - Seit Frühjahr geben die Landkreise im Freistaat an Asylbewerber Bezahlkarten statt Bargeld aus. Der sächsische Flüchtlingsrat kritisiert dies als "diskriminierend". Mit einem Trick versuchen Flüchtlingshelfer nun, das Projekt auszuhebeln und Migranten über "Gutschein-Tausch" mehr Bargeld zu verschaffen.
Sie wollten verhindern, dass Flüchtlinge mit ihren Sozialleistungen Schulden bei Schleppern bezahlen oder Geld in ihre Heimat transferieren. Im April führten die zehn sächsischen Landkreise als Pilotprojekt die Bezahlkarte für Asylbewerber ein.
Nur noch 50 Euro Bargeld pro Person können Flüchtlinge damit im Monat abheben, alles andere muss mit Karte bezahlt werden. Nach Angaben des Sächsischen Landkreistages (SLKT) wurden im Freistaat seither rund 6000 dieser Karten ausgegeben.
Von Beginn an kritisierte der Flüchtlingsrat die neue Praxis als "diskriminierend". Am Donnerstag erklärten Sachsens Flüchtlingshelfer erstmals offen, dass auch im Freistaat das neue System unterlaufen werde.
Der Trick: Asylbewerber kaufen mit der Karte in Supermärkten Gutscheine und tauschen diese dann bei "Aktionsgruppen" in Bargeld um. Andere Menschen würden dann die Gutscheine übernehmen und sie für ihren Wocheneinkauf nutzen, berichtete der Flüchtlingsrat.
Landkreistag kontert Kritik: "Flüchtlinge kommen gut mit Bezahlkarte zurecht"
Beim Landkreistag herrscht darüber Kopfschütteln. "Wir haben die Bezahlkarten jetzt seit sechs Monaten im Einsatz und es läuft problemlos", sagte SLKT-Geschäftsführer André Jacob (63) zu TAG24.
Den Diskriminierungs-Vorwurf des Flüchtlingsrates hält er für eine "ideologische Diskussion". Jacob: "Die Flüchtlinge selbst kommen gut mit der Karte zurecht, wir haben von den wirklich Betroffenen keinerlei Beschwerden."
Bonmot am Rande: Nach einer Beschwerde des Flüchtlingsrates zur Bezahlkarte habe der Landkreistag um konkrete Beispiele von Benachteiligung gebeten, aber von dort bis heute keine Antwort erhalten, erzählt Jacob.
Illegal ist der Gutschein-Trick übrigens nicht - eher eine Regulierungslücke. Diese zu schließen ist nun Aufgabe des sächsischen Innenministeriums. Denn ab Januar wird das Pilotprojekt der Landkreise durch die Einführung sachsenweiter Bezahlkarten für Flüchtlinge abgelöst.