Flüchtlinge ackern für 80 Cent die Stunde: Arbeitsmuffel werden bestraft

Schleiz - Im Saale-Orla-Kreis (Thüringen) gibt es seit dem Frühjahr eine Arbeitspflicht für Asylbewerber. Seitdem müssen Flüchtlinge dort gemeinnützigen Tätigkeiten nachgehen - für 80 Cent pro Stunde.

Mit einfachen aber sinnstiftenden Tätigkeiten sollen die Asylbewerber an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. (Symbolfoto)
Mit einfachen aber sinnstiftenden Tätigkeiten sollen die Asylbewerber an den Arbeitsmarkt herangeführt werden. (Symbolfoto)  © Julian Stratenschulte/dpa

Initiator dieses Konzeptes ist CDU-Landrat Christian Herrgott (39). Er hatte die Arbeitspflicht für Asylbewerber kurz nach seinem Amtsantritt auf den Weg gebracht. Die Bilanz nach den ersten Monaten fällt sehr positiv aus, wie Alexander Hebenstreit, Sprecher des Landratsamtes Saale-Orla-Kreis, gegenüber TAG24 mitteilte.

Laut seinen Angaben gehen bisher rund 100 Flüchtlinge einer gemeinnützigen Arbeit nach. Sie helfen demnach in Bauhöfen und Sportvereine. Für ihre Arbeit erhalten die Asylbewerber eine Aufwandsentschädigung von 80 Cent pro Stunde zusätzlich zu den Unterhaltsleistungen. So steht es im Asylbewerberleistungsgesetz.

"Durch die Unterstützung der Asylsuchenden können Arbeiten verrichtet werden, die sonst liegen bleiben würden, da die nötige Manpower fehlt", hieß es vom Landratsamt auf Anfrage von TAG24.

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Ziel der gemeinnützigen Tätigkeiten sei es, den Flüchtlingen bei ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen, was bereits erste Früchte tragen soll.

Von den 100 Personen haben inzwischen rund 20 eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden, hob Hebenstreit hervor.

Arbeitspflicht im Saale-Orla-Kreis: Positive Resonanz der Asylsuchenden

CDU-Landrat Christian Herrgott (39) führte die Arbeitspflicht in seinem Landkreis in Thüringen ein.
CDU-Landrat Christian Herrgott (39) führte die Arbeitspflicht in seinem Landkreis in Thüringen ein.  © Michael Reichel/dpa-Zentralbild/dpa

Das Angebot mit gemeinnützigen Tätigkeiten, die keinerlei Vorkenntnisse benötigen, in den Arbeitsmarkt einzusteigen, werde von einem Großteil der Asylbewerber angenommen. Die Resonanz sei überwiegend positiv.

"Der Großteil der Asylsuchenden möchte arbeiten", erklärte Hebenstreit weiter. Wie gegenüber TAG24 weiterhin mitgeteilt wurde, sollen die Asylsuchenden durch ihre im Idealfall sinnstiftenden Tätigkeiten mehr Struktur im Alltag erhalten.

"Grob kann man sagen, dass rund 70 bis 75 Prozent der Asylsuchenden aufgeschlossen sind und sich über die Möglichkeit, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen und sich etwas hinzuzuverdienen freuen. Bei rund 20 Prozent sind etwas Druck bzw. Motivation seitens der Sozialarbeiter nötig und nur weniger als 10 Prozent sind Komplettverweigerer", teilte das Landratsamt schriftlich mit.

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Nur sieben Asylbewerber haben es laut Angaben von Hebenstreit bisher abgelehnt zu arbeiten. Sie wurden daraufhin sanktioniert.

Bei alleinlebenden Erwachsenen beispielsweise wurden die Sozialleistungen von 460 Euro auf nur noch 240 Euro gekürzt, wie mitgeteilt wurde.

Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa

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