Sein Bruder ist kritischer Journalist: Amt will Russen aus Dresden abschieben

Dresden - Narek Aramian (24) floh mit seiner Familie aus Russland, weil sein Bruder kritischer Journalist ist. In Polen erlebte der Moskauer wegen seines Passes Diskriminierung, stellte später in Dresden Asylantrag. Doch die Behörden winken ab, wollen den russischen Dissidenten abschieben.

Will in Dresden bleiben: der russische Dissident Narek Aramian (24, l.) im Gespräch mit TAG24-Reporter Hermann Tydecks (40).
Will in Dresden bleiben: der russische Dissident Narek Aramian (24, l.) im Gespräch mit TAG24-Reporter Hermann Tydecks (40).  © Ove Landgraf

Schon vor Kriegsbeginn hatte sich sein Bruder Armen (26) als Mitbegründer des russischen Studentenmagazins "Doxa" kritisch gegenüber Staat und Propaganda geäußert.

Narek behielt ähnliche Ansichten für sich. Dennoch rückte die Polizei bei seiner Familie an, konfiszierte Telefone, stellte seinen Bruder unter Hausarrest. Als es vor Gericht gehen sollte, rieten Anwälte der Familie zur Flucht aus ihrer Heimat, schildert Narek.

Er floh zunächst mit seiner Schwester (19), reiste mit Zug, Auto und Flieger, machte Halt in Griechenland, Georgien, Polen. "Dort wurden wir wegen unserer Herkunft schlecht behandelt." Eine Wohnung sei für russische Dissidenten nur schwer zu kriegen gewesen.

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Ein Job gar nicht, da der russische Angriffskrieg lief und Polen entsprechende Programme für Russen beendete, so Narek. Er spricht von Diskriminierung, auch von der Bevölkerung.

Russe Narek könnte jederzeit abgeschoben werden: "Ich habe Angst"

Dem Mann aus Russland droht die Abschiebung nach Polen. (Symbolbild)
Dem Mann aus Russland droht die Abschiebung nach Polen. (Symbolbild)  © Christian Charisius/dpa

Darum floh er weiter nach Sachsen, stellte im Juli vergangenen Jahres ein Asylgesuch. Doch während seine Familie (mit Schwester und Mutter) in Dresden erstmal bleiben kann, Bruder Armen in Berlin als politischer Flüchtling anerkannt wurde, lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) Nareks Antrag ab, will ihn nach Polen abschieben. Die seien für ihn nach Dublin-III-Verordnung zuständig, so die Behörde.

"Der schreckliche Umgang mit Geflüchteten in Polen ist hinreichend belegt. Russische Dissidenten haben es seit dem Beginn des Krieges extrem schwer", kritisiert Dave Schmidtke (34) vom Sächsischen Flüchtlingsrat.

Jederzeit könnte bei Narek in Prohlis jetzt die Polizei klingeln, ihn von seiner Familie trennen und abschieben: "Ich habe Angst. Auch, dass Polen mich nach Russland abschiebt, wo ich eingesperrt oder in den Krieg gegen friedliche Ukrainer geschickt werde."

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Erstmeldung von 9.09 Uhr, aktualisiert um 17.21 Uhr.

Titelfoto: Ove Landgraf

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