Dutzende Migranten erreichen Grenze: "Wir konnten es nicht mehr ertragen"
Eagle Pass (USA) - Nicht nur Europa ist von einer Migrationskrise betroffen. Auch an der Grenze zwischen den USA und Mexiko wird die Situation immer angespannter.
Dutzende Migranten trafen am Freitag (Ortszeit) an der Grenze ein, wie CNN und weitere US-Medien berichteten.
In der texanischen Kleinstadt Eagle Pass überquerten Migranten aus Honduras und Venezuela den Rio Grande, der die Vereinigten Staaten und Mexiko trennt. Dabei stießen sie auf eine fast unüberwindbare Mauer aus Stacheldraht.
"Ich bin glücklich, weil ich einen Schritt weiter bin, aber ich bin auch traurig, weil wir nicht durchkommen", sagte der Honduraner Noe Zelaya, der die lange Reise zusammen mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Alter von zwölf und fünf Jahren auf sich nahm.
"Wir konnten die Maras nicht mehr ertragen", so Zelaya, der als Mechaniker in seiner Heimatstadt San Pedro Sula arbeitete. Mit "Maras" bezog er sich auf das organisierte Verbrechen in seinem Land. "Deshalb sind wir geflohen."
Bilder zeigen, wie mehrere verzweifelte Flüchtlinge versuchen, den Sand unter dem Stacheldraht wegzuschieben, um ein Loch zu graben.
1,8 Millionen Migranten an der US-Südgrenze in den vergangenen zwölf Monaten
"Ich bin traurig, weil ich dachte, es wäre einfacher, hierherzukommen", sagte Juan Diaz (28), der sich als venezolanischer Militärdeserteur zu erkennen gab.
Diaz floh vor der politischen und wirtschaftlichen Krise in seinem Land. "Aber mein Traum ist es, hier zu bleiben, also werde ich kämpfen", fügte er hinzu.
Tausende Menschen sind in den vergangenen Tagen mit nur wenigen Habseligkeiten an verschiedenen Grenzübergängen in Texas angekommen.
Allein im August zählten die Behörden 232.972 Migranten. Für die vergangenen zwölf Monate wird die Zahl mit 1,8 Millionen beziffert. Der US-Grenzschutz ist zunehmend überfordert.
Das Thema Migration spaltet die amerikanische Gesellschaft. US-Präsident Joe Biden (80) hat versucht, den Zustrom einzudämmen, indem er neue Systeme für die Bearbeitung von Asyl- und Visumanträgen ankündigte. Seine republikanischen Gegner halten dies für nicht ausreichend.
Titelfoto: Paula RAMON / AFP