Schleusungen nach Sachsen: Das Flucht-Geschäft boomt wieder
Görlitz - Mit den Temperaturen steigt die Zahl der Aufgriffe: 925 illegale Migranten stellte die Bundespolizei im März dieses Jahres in Sachsen fest. Fast eine Verdopplung im Vergleich zum Vormonat. Aber auch auf den Routen scheint sich etwas geändert zu haben.
Das mit dem Freund und Helfer hatte ein Ukrainer (62) an der Grenze wohl falsch verstanden: Gegen 2.40 Uhr fuhr er mit einem Citroën Picasso auf die Ludwigsdorfer Kontrollstelle zu. Als er diese erblickte, hielt er mit dem Warnblinker an, wollte von den Bundespolizisten wissen, wie er denn umdrehen könne.
Weshalb er nicht durch die Kontrolle wollte, wurde schnell ersichtlich: In seinem Auto saßen noch vier Syrer, die ins Land geschleust werden sollten.
Drei der Geschleusten wurden zurück nach Polen geschoben, einer kam in die Erstaufnahmeeinrichtung. Der Ukrainer gab an, die Syrer an der Grenze zu Belarus übernommen zu haben, und wurde vorübergehend festgenommen.
Einen Weg, den mittlerweile viele Migranten nehmen: Wegen der Kontrollen Ungarns an der Grenze zu Serbien seit Oktober kämen weniger Flüchtlinge über die Balkan-Route, erklärt Bundespolizeisprecher Michael Engler (50). "Allerdings stieg gleichzeitig der Druck auf die Route über Belarus und Polen."
Auf die Grenzkontrollen haben die Schleuser bereits reagiert, setzen ihre Passagiere einfach bereits in Polen ab: "Der Schleuser geht maximal mit über die Brücke, um sein Beweisfoto zu machen", so der Sprecher. "Denn nur mit dem Foto bekommt er seinen Schleuserlohn."
Wegen der steigenden Temperaturen machen sich auch wieder mehr Menschen auf die Reise: Laut Bundespolizei wurden im Februar 502 illegale Migranten festgestellt, im März waren es schon 925.
Titelfoto: Egbert Kamprath