Notruf-Panne wegen Rechtschreibfehler: Feuerwehr wird ins falsche Dorf geschickt

Clausnitz - Ein kleiner Rechtschreibfehler mit großen Auswirkungen? Als in der integrierten Rettungsleitstelle in Chemnitz am 30. März 2025 ein Notruf einging, wurde zuerst die falsche Feuerwehr alarmiert. Doch wie kann es zu solch einer verheerenden Panne kommen?

Die beiden Hauseigentümer, eine 84-Jährige und ein 86-Jähriger, kamen bei dem Feuer ums Leben.
Die beiden Hauseigentümer, eine 84-Jährige und ein 86-Jähriger, kamen bei dem Feuer ums Leben.  © Marcel Schlenkrich

Im Rechenberg-Bienenmühler Ortsteil Clausnitz kam es am vergangenen Sonntagabend zu einem Großbrand, der auch zwei Menschen das Leben kostete.

Aber wären die beiden Hauseigentümer, eine 84-Jährige und ein 86-Jähriger, noch zu retten gewesen?

Denn wie bekannt wurde, fuhren die Einsatzkräfte wegen einer Namensverwechslung erst nach Claußnitz mit "ß" bei Burgstädt und nicht ins Osterzgebirge nach Clausnitz mit "s". Dabei liegen beide Orte etwa 60 Kilometer voneinander entfernt.

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Laut eines Sprechers der Stadtverwaltung Chemnitz sei ein zweiter Anruf etwa zwei Minuten nach dem ersten Notruf, um 20.28 Uhr, in der Leitstelle eingegangen. Daraufhin konnte der Notfallort präzisiert werden.

Um 20.34 Uhr erfolgte dann die Alarmierung nach Alarm- und Ausrückeordnung zum korrigierten Einsatzort. "Nach sechs bis sieben Minuten war die erste Ortsfeuerwehr Clausnitz vor Ort", berichtet Gemeindewehrleiter Nico Liebscher (42).

Folgen für die Fehlleitung?

In der integrierten Rettungsleitstelle in Chemnitz gehen die Notrufe aus Chemnitz, Mittelsachsen und dem Erzgebirge ein. (Archivbild)
In der integrierten Rettungsleitstelle in Chemnitz gehen die Notrufe aus Chemnitz, Mittelsachsen und dem Erzgebirge ein. (Archivbild)  © Maik Börner

Anfangs wurden die beiden Meldungen offenbar unabhängig voneinander betrachtet. "Wir von der Freiwilligen Feuerwehr Diethensdorf, ein Ortsteil von Claußnitz, waren beim Einsatz beteiligt", erinnert sich Feuerwehrmann Tobias Hübner (38).

Aber bereits während der Anfahrt gab es vom Einsatzleiter Entwarnung. So eine Panne hatte Hübner noch nicht erlebt.

Ob das Paar hätte gerettet werden können, wenn die Feuerwehr ein paar Minuten früher vor Ort gewesen wäre, halten die Kameraden für spekulativ. Tobias Hübner verweist auf die Stresssituation, die in der Rettungsleitstelle herrsche: "Der arme Kerl, der hier den Fehler machte, hatte mit Sicherheit ein Telefonat nach dem anderen abgearbeitet und dann passieren eben Fehler."

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Mögliche strafrechtliche Folgen sind bisher nicht bekannt. Laut Bild-Informationen wolle sich das Land Sachsen einschalten. Die Landesdirektion (LDS) "wird als Rechtsaufsichtsbehörde dem Fall nachgehen und diesen auswerten", so Sprecher Ingolf Ulrich gegenüber Bild.

Laut dem Pressesprecher der Stadt Chemnitz würde der Fall nun ausgewertet und dafür die Notrufaufzeichnungen sowie Sprachdokumentation nachgehört sowie die Einsatzdaten ausgewertet werden. Auf das Ergebnis folge anschließend eine Betrachtung aus technischer und organisatorischer Sicht.

Technischer Defekt als Brandursache festgestellt

Das Feuer war am Sonntagabend in der Dorfstraße im Zwischenbau zwischen einem Einfamilienhaus und der dazugehörigen Garage ausgebrochen. Ein Übergreifen der Flammen auf das Wohnhaus konnte verhindert werden. Nur für die beiden Eigentümer des Hauses kam jede Hilfe zu spät.

Die Brandursache wurde bereits am Morgen danach geklärt: "Im Ergebnis war ein technischer Defekt an der im Haus verbauten Elektrik brandursächlich gewesen", teilte die Chemnitzer Polizei gegenüber TAG24 mit.

Weitere Personen wurden bei dem Brand nicht verletzt.

Titelfoto: Marcel Schlenkrich

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