Freiwillige Feuerwehr nicht professionell ausgebildet? Experte mit klarer Antwort
Sankt Augustin - In Sankt Augustin ist die Niedergeschlagenheit nach dem Flammen-Drama groß: Der Einsatztod von Feuerwehrleuten ist in Deutschland nach Angaben des Brandschutz-Experten Frank Hachemer sehr selten.
"Bundesweit sind 1,3 Millionen Menschen in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, und zum Glück bleiben die allermeisten unversehrt", sagte der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbands am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
In Sankt Augustin waren am Sonntag eine Feuerwehrfrau und ein Feuerwehrmann bei der Bekämpfung eines Brandes in einem Motorradladen ums Leben gekommen.
"Das ist furchtbar, macht die ganze Feuerwehrwelt betroffen - aber das System Freiwillige Feuerwehr ist durch einen solchen Vorfall nicht infrage gestellt", betonte Hachemer.
Auf keinen Fall dürfe man dem Trugschluss unterliegen, dass die Freiwilligen Feuerwehrleute nicht professionell ausgebildet seien - das Gegenteil sei der Fall.
Das weltweit fast einzigartige System Freiwillige Feuerwehr biete den Vorteil, dass die Feuerwehr flächendeckend unterwegs sein könne.
"Es gibt andere Länder, in denen das nicht so ist, und dort ist der Brandschutz oft deutlich schlechter aufgestellt, weil es eben viel weniger Feuerwehrleute gibt und diese dementsprechend oft nicht so schnell zur Stelle sein können."
Keine hundertprozentige Sicherheit für Feuerwehrleute
Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr seien zudem hervorragend ausgebildet. In der Vorbereitung und im Einsatz werde alles dafür getan, damit der Worst Case nicht eintrete.
"Aber wie wir jetzt gerade in Sankt Augustin auf schlimme Weise erleben mussten, lässt sich hundertprozentige Sicherheit niemals erreichen", sagte Hachemer.
Die beiden umgekommenen Feuerwehrleute seien offenbar mit als erste in das brennende Gebäude vorgestoßen. "Das kann und macht nicht jeder, sondern das ist immer ein speziell befähigter Trupp." Die erfahrenen Mitglieder dieser Einheiten könnten zum Beispiel Atemschutzgeräte tragen.
"Das wird engmaschig geübt, und diejenigen, die das machen, werden regelmäßig intensiv medizinisch untersucht, ab 50 Jahren sogar jedes Jahr."
Die Entwicklung eines Brandes hänge von vielen verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Art des brennenden Materials, erläuterte Hachemer. Auch sei es möglich, dass brennbare Gase entstünden und es zu einer schlagartigen Entzündung des Rauches komme.
"Das ist dann wie eine Explosion, da entstehen schlagartig Temperaturen um die 800 Grad." Wenn dann noch das Gebäude kollabiere und dem Trupp der Ausweg nach draußen versperrt sei, könne es kritisch werden.
Titelfoto: Bildmontage: Ralf Klodt/dpa