"Ein Knöllchen noch, dann brennt's": Dreiseitenhof aus Rache abgefackelt?
Zwenkau - Vor rund einem Jahr fackelte ein Dreiseitenhof im Zwenkauer Ortsteil Rüssen-Kleinstorkwitz (Landkreis Leipzig) ab. Jetzt sucht die Polizei mittels der Fahndungssendung "Kripo live" nach Zeugen.
Es war ein riesiger Schock für Hartmut Kulas, als er am frühen Morgen des 5. Oktober 2023 mitten im Österreich-Familienurlaub vom schrillen Klingeln seines Feuerwehr-Diensthandys aus dem Schlaf geklingelt wurde: Das Display zeigte einen Notruf an seiner eigenen Adresse in Sachsen an.
"Binnen Sekunden ist die Welt zusammengebrochen", erinnert sich Ehefrau Heike in der Sendung an die Situation. "Es war eine Katastrophe, es hat uns als Familie wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen."
Vor Ort waren die Kameraden der sieben alarmierten Feuerwehren rund zehn Stunden lang mit den aufwendigen Löscharbeiten beschäftigt. Danach offenbarte sich ein trauriges Bild: Neben den zerstörten Gebäuden hatten die Flammen auch vor einem Sittich-Käfig der beiden Kinder (10 und 14 Jahre alt) nicht Halt gemacht und alle Vögel in den Tod gerissen.
"Was das mit der Kinderseele macht, das weiß man jetzt noch nicht", so Heike Kulas. "Man versucht das kindgerecht zu erklären, aber das können wir als Erwachsene ja selber gar nicht verstehen." Weil sich die Familie in ihrem Zuhause nicht mehr sicher fühlte, zog sie einen Umzug in Erwägung.
Um die beiden Kinder nicht aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen, habe man sich aber für den - äußerst kostspieligen - Wiederaufbau des Dreiseitenhofs entschieden.
Verheerendes Feuer auf Dreiseitenhof: Brandstiftung aus Rache?
Für Alexander Hecking und seine Kollegen von der Feuerwehr Zwenkau war sofort klar: "Es handelt sich um Brandstiftung." Vor Ort seien nämlich zwei getrennte Brandherde - mehrere gestapelte und angezündete Reifen - gefunden worden.
Laut Polizeisprecherin Josephin Sader gehe man davon aus, dass die unbekannten Täter wohl mit einem Fahrzeug angereist sein müssen, um die Reifen eigenständig auf den Hof zu bringen und dort in Brand zu setzen.
Und nach Einschätzungen der Polizei handelt es sich bei der Aktion nicht etwa um eine Zufallstat: Etwa ein Jahr vor der verheerenden Brandnacht hatte die Familie den Graffiti-Schriftzug "Ein Knöllchen noch, dann brennt's" in ihrer Einfahrt gefunden.
Die Drohung hatte sich eindeutig gegen Hartmut Kulas gerichtet, der für das Ordnungsamt arbeitet und daraufhin aus Angst sogar den Bereich gewechselt hatte. "Man hat natürlich gedacht, es ist ein Dummejungenstreich", erklärt der Familienvater nachdenklich. "Dass es wirklich umgesetzt wird, damit rechnet man nicht."
Während die Kulas' mit dem Wiederaufbau ihres Zuhauses beschäftigt sind, unterstützen sie die Polizei bei der Fahndung nach den unbekannten Tätern. Für sachdienliche Hinweise steuern sie eine Belohnung von 5000 Euro bei.
Zeugen oder Menschen mit Infos zur Tat können sich bei der Polizei unter der Nummer 0341/96646666 melden.
Titelfoto: Montage FF Groitzsch