Shitstorm für deutschen ESC-Starter Isaak: "Ich habe es noch nie so schlimm erlebt"

Malmö (Schweden) - Noch sechsmal schlafen, dann ist wieder ESC-Time! Der Eurovision Song Contest geht vom 7. bis 11. Mai über die Bühne - mit Isaak Guderian (29), der für uns antritt. Wie schlimm die Reaktionen nach seinem Sieg im Vorentscheid waren und warum eine interne Auswahl erfolgsversprechender wäre, hat Deutschlands ESC-Chefin Alexandra Wolfslast nun erklärt.

Alexandra Wolfslast ist Head of Delegation.
Alexandra Wolfslast ist Head of Delegation.  © NDR/Hendrik Lüders

Mit Höchstpunktzahlen von der Jury und den Zuschauern wurde Isaaks "Always On The Run" am 16. Februar bei "Das deutsche Finale 2024" bestimmt. Ein Resultat, das offenbar vielen missfiel. Nach seinem Sieg hätte es "direkt nur Hate-Comments" in seinem Profil gegeben, berichtet die Head of Delegation im Interview mit "ESC kompakt".

"Ich mach' das jetzt fünf Jahre und habe es noch nie so schlimm erlebt, wie in diesem Jahr. Das hat mich erschüttert. Es war extrem, vor allem von der deutschen Community - das muss ich wirklich sagen", so Wolfslast.

Der 29-Jährige sei ein "fairer Sieger - ob man ihn mag oder nicht." Wolfslast könne sich vorstellen, dass der Frust derart groß war, weil der eigentliche Publikumsfavorit Ryk ("Oh Boy") nicht gewonnen hatte. Das aber acht Länder mit je fünf unabhängigen Juroren Isaak am höchsten bewertet haben, spreche für sich: "Die haben ja nicht alle einen Joint geraucht, gehe ich mal von aus. Die haben irgendwas in ihm gesehen."

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Das Ergebnis müsse man anerkennen. "Selbst wenn man sagt, das ist nicht ESC-tauglich oder whatever. Einen Menschen, der sich für so ein Land auf so eine Reise begibt, hat man ein bisschen Respekt entgegenzubringen."

Alexandra Wolfslast: "Vorentscheid ist der Knackpunkt"

Isaak Guderian (29, r.) vertritt Deutschland mit "Always On The Run" beim ESC in Malmö.
Isaak Guderian (29, r.) vertritt Deutschland mit "Always On The Run" beim ESC in Malmö.  © Christoph Soeder/dpa Pool/dpa

Dieser Shitstorm, vor allem auch wegen jahrelang schlechter Final-Resultate mit hinteren Plätzen und teilweise "zero points" setze sich auch bei bekannten Künstlern fest. "Die stellen sich die Frage: Warum soll ich mir diesen Fluch antun?", erzählt Alexandra Wolfslast.

Aber: "Ich bin mir ganz sicher, dass die Industrie und gute Produzenten verstanden haben, dass das ein Sprungbrett ist. Nur der Vorentscheid ist der Knackpunkt. Wenn du ein guter Producer bist und auch das Ziel hast, zum ESC zu fahren, bevorzugst du natürlich eine Direktnominierung oder dass dein Song anderweitig veröffentlicht wird."

Dies werde mit einem Vorentscheid ausgeschlossen: "Da ist der Song veröffentlicht und wenn er nicht gewinnt, ist er nur für den deutschen Markt produziert. Das ist natürlich ein Hemmschuh."

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Viele gute Künstler oder Songwriter hätten grundsätzliches Interesse, für Deutschland an den Start zu gehen, würden aber nur im Falle einer Direktentsendung zum ESC-Finale zusagen.

Übrigens: Aus den aktuell in die Top 10 gewetteten Länder haben fünf keinen nationalen Vorentscheid vorangestellt. Das sind Top-Favorit Schweiz (Nemo - "The Code"), die Niederlande (Joost Klein - "Europapa"), Frankreich (Slimane - "Mon amour"), Griechenland (Marina Satti - "Zari") und Belgien (Mustii - "Before The Party's Over").

Auf dieser Bühne werden am 7., 9. und 11. Mai insgesamt 37 Länder performen.
Auf dieser Bühne werden am 7., 9. und 11. Mai insgesamt 37 Länder performen.  © EBU/Peppe Andersson

Das komplette Interview von ESC kompakt mit Alexandra Wolfslast im Video:

Das ESC-Finale steigt am 11. Mai (21 Uhr/ARD und eurovision.de). Am 7. und 9. Mai (je 21 Uhr/ONE, eurovision.de) finden die beiden Halbfinals statt.

Titelfoto: Christoph Soeder/dpa Pool/dpa

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