Schluss nach 25 Jahren! So geht es für ESC-Kommentator Peter Urban (75) weiter
Liverpool - Das war's! Am Samstag war Peter Urban (75) zum letzten Mal als Kommentator beim Eurovision Song Contest (ESC) zu hören. Obwohl sich der Journalist nicht in den kompletten Ruhestand verabschiedet, freut sich seine Frau jetzt über mehr Zeit mit ihrem Liebsten, wie er TAG24 verriet.
Gleich mehrere Punkte führten dazu, dass der 75-Jährige im März ankündigte, nach dem 67. ESC in Liverpool Schluss zu machen. "Ich dachte, das ist ein guter Zeitpunkt: 75 plus 25 ergibt 100."
Aber auch seine körperliche Situation - Peter Urban ist nach der Entfernung seines letzten künstlichen Hüftgelenks seit mehreren Jahren gehbehindert und am Stock gehend - spielte mit in den Entschluss ein.
Sein Arbeitgeber NDR, bei dem er vor fast zehn Jahren als Redakteur in Rente ging, habe seine Entscheidung "respektiert, weil das ja auch logische und nachvollziehbare Gründe sind. Wir haben nicht lang diskutiert", berichtet rückblickend Urban, der lediglich 2009 wegen einer unaufschiebbaren Hüft-OP das einzige Mal passen musste, sonst die ARD-Zuschauer während der Übertragungen immer mit Fakten und Einschätzungen versorgte.
Nun wird eine andere Person in große Fußstapfen treten und ab 2024 am Mikrofon sitzen. Wer, das steht noch nicht fest. Aber: "Ich werde sicherlich nicht mit einbezogen, möchte das auch gar nicht", sagt Urban, der jedoch eine Stellenbeschreibung mitliefert.
Klar äußern werde er den Verantwortlichen, dass der- oder diejenige "kein marktschreierischer, zwangsfröhlicher Radiomoderator" sein darf, "der nur laut herumkrakeelt und irgendwelche Witze erzählt. Man muss die Sache schon ernst nehmen und mögen", macht der 75-Jährige klar.
Jan Böhmermann und Olli Schulz als Nachfolger? Nur "Satirevariante für einen Radiosender"
Ganz klar lehnt er eine Doppelmoderation ab, die er unter Einbeziehung eines Experten - zum Beispiel bei Fußballübertragungen - "gruselig" findet.
Die Besetzung mit Jan Böhmermann (42) und Olli Schulz (49) fürs österreichische ORF sieht er als "Satirevariante, die lustig klingen kann, aber für einen Radiosender ist". Dass das Duo fürs Fernsehen kommentieren könnte, hält er hingegen für ausgeschlossen.
In Sachen deutsche Acts, die zum weltgrößten Musikevent entsandt werden, hat er darüber hinaus Wunschvorstellungen. Die bereits vorhandenen "großartigen, authentischen Künstler" - er nennt Clueso (43) oder Johannes Oerding (41) als Beispiele - müssten zur Teilnahme animiert werden.
"Aber die treten für Deutschland bisher nicht an, weil sie denken, wenn ich eine schlechte Platzierung kriege, bricht mir ein Zacken aus der Krone. Das ist aber nicht so. Du trittst vor 200 Millionen Menschen auf, das kann dir nicht schaden", ist sich Peter Urban sicher.
Zumindest müsste die Vielfalt im deutschen Vorentscheid, wie auch schon in diesem Jahr bei "Unser Lied für Liverpool", aufrechterhalten oder sogar noch breiter werden.
Peter Urban will jetzt seine Frau Laura beim Küchlein-Backen unterstützen
Einen Wechsel vom öffentlich-rechtlichen Ersten beispielsweise zurück zur ProSieben-Gruppe, die neben Lena Meyer-Landruts (31) Sieg 2010 anschließend einen zehnten sowie achten Platz verbuchte, bevor es seit 2013 unter ARD-Federführung wieder nahezu ausnahmslos auf die Mütze gab, sieht Peter Urban nicht als Lösung.
"Ich halte das für total unerheblich. Wenn andere Sendeanstalten interessiert sind oder Ideen haben, ist ja sicher die Welt weit offen, das auch zu kommunizieren und eine gemeinsame Aktion zu starten."
Nach seinem Ende als ESC-Kommentator geht es aber gänzlich ohne Arbeit dann auch wieder nicht. Neben seinem erfolgreichen Podcast "Urban Pop" und der "Peter Urban Show" (donnerstags bei NDR2) geht der Musikkenner auch auf Lesereise mit seinem im April erschienenen Buch "On Air".
Privat will der früher begeisterte Skifahrer nun mehr Zeit für Urlaube ("Mich zieht es in den Süden oder in die Berge") nutzen, wenn auch Letzteres aufgrund der Hüft-Operationen nicht mehr geht. Aber er nimmt seine Situation an: "Man kann ja auch so einfach auf den Berg fahren und gucken."
Außerdem freut sich seine Frau Laura (46) jetzt auf Unterstützung. Die Patissière backt zuckerreduzierte Küchlein, wobei ihr Mann von nun an Auslieferungen übernehmen und den Wochenmarkt-Verkauf organisieren werde. "Sie freut sich sehr, erwartet das auch und kann es gar nicht mehr erwarten, bis ich mehr Zeit habe."
Titelfoto: Bildmontage: NDR/Kay Hintz, IMAGO/Future Image