Dresden - Frauenkirche, Zwinger, Semperoper: Viele Wahrzeichen Dresdens lagen nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Trümmern, wurden weitgehend wieder aufgebaut. Könnte das nicht auch im Falle der Carolabrücke gelingen?
TAG24 fragte bei Bau-Experten nach und erfuhr: Ganz so einfach ist es wohl nicht.
Die alte Flussquerung aus Sandstein, mit ihren Skulpturen, Balustraden und den Pavillons, wurde im Mai 1945 durch SS-Truppen gesprengt. 1971 kam der DDR-Bau aus Spannbeton. Immer mehr Bürger sprechen sich nun für eine Rekonstruktion des historischen Bauwerks von 1895 aus.
Inzwischen sind bei drei parallel laufenden Petitionen rund 25.000 Unterschriften eingegangen.
Die AfD im Landtag griff diese Stimmung jüngst mit einem Antrag auf. Die wiederaufgebaute Altstadt sei als "hervorzuhebende architektonische Leistung" heute ein Touristenmagnet, stehe im Einklang mit den Wünschen der Bürger.
Daran sollten sich Sachsen und die Stadt unter Berücksichtigung von "modernen verkehrstechnischen Anforderungen" nun auch bei der Carolabrücke orientieren, hatte AfD-Kulturpolitiker Thomas Kirste (47) gefordert.
SPD-Stadtrat Engel: "Dieser Antrag ist eine bodenlose Frechheit!"
"Dieser Antrag ist eine bodenlose Frechheit", reagierte Kommunalpolitiker Stefan Engel (31, SPD) auf das Papier. "Wie die Carolabrücke zukünftig ausschaut, wird im Dresdner Stadtrat entschieden."
Die Baupolitiker Thomas Löser (52, Grüne) und Ex-Stadtrat Tilo Wirtz (55, Linke) warnten indes vor langwierigen Genehmigungen. Die alte Brücke war deutlich schmaler.
Und dann wäre da noch die Sache mit den Pfeilern: Die Bestandsbrücke hat nur einen Strompfeiler (direkt im Fluss), die alte Carolabrücke hatte zwei.
In diesem Fall sei es unerheblich, wie viele Stützen die anderen Brücken hätten. "Wenn tatsächlich zusätzliche Pfeiler wieder in die Elbe gebaut werden sollten, wäre ein völlig neues Planfeststellungsverfahren erforderlich", erklärt TU-Professor Manfred Curbach (68).
Das könne sich über Jahre hinziehen. Außerdem müssten die Planer mit weiteren Kosten rechnen. Schätzungen für den Ersatzneubau gehen schon jetzt von mindestens 100 Millionen Euro aus. "Eine historisierende Brücke wäre mit Sicherheit viel teurer", so der Brücken-Experte.
Die Erwartungen etwas dämpfen möchte vorerst auch das Rathaus. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage: "So lange der Zustand und damit die weitere Nutzbarkeit der Brückenzüge A und B nicht geklärt ist, ist offen, in welcher Form der Wiederaufbau erfolgen kann."