Ein Carola-Totalschaden: Jetzt wird die ganze Brücke abgerissen!
Dresden - Aus und vorbei: Die Carolabrücke muss vollständig abgerissen werden. Zu groß sind die Schäden an den verbliebenen Brückenzügen A und B. Die im Vorfeld heiß diskutierte Befürchtung wurde von TU-Dresden-Professor Steffen Marx (55) am heutigen Mittwoch im Bau-Ausschuss bestätigt.
Bis zuletzt bestand Hoffnung, wenigstens Zug A retten zu können. Doch das Team um Untersuchungsleiter Marx stellte fest, dass auch dort massive Schäden auftreten.
"Aufgrund bereits eingetretener Rissbildung und eines möglichen plötzlichen Versagens ist eine Wiederinbetriebnahme nicht verantwortbar. Jede weitere Belastung kann zum Einsturz führen", skizzierte Marx die dramatische Situation.
Als Hauptursache für den Kollaps von Zug C am 11. September nannte der Brückenbau-Experte eine Spannungsrisskorrosion, die durch Eindrang von Feuchtigkeit, möglicherweise Tauwasser, bereits während der Bauphase (1967 bis 1971) ausgelöst wurde. "Beim Bau geschlampt wurde damals nicht", verteidigte Marx die Leistung der DDR-Ingenieure. Über die Jahre sei eine Ermüdung des Spannstahls hinzugekommen.
68 Prozent der Spannglieder an der Bruchstelle hätten starke Beschädigungen aufgewiesen. Der Einsturz war von außen nicht vorhersagbar, gesetzliche Vorgaben bei Brückenprüfungen wurden eingehalten, erklärten sowohl Marx als auch die Stadt per Mitteilung.
Zusätzliche Ausgaben in einer schwierigen Haushaltslage
Wie teuer der Großabriss wird und wann er stattfinden soll, blieb zunächst offen. Die zusätzlichen Ausgaben dürften die schwierige Haushaltslage verschärfen. Schon der Abriss des kollabierten Zuges C schlug mit satten 7 Millionen Euro zu Buche. Gleichzeitig sind im Entwurf des Doppelhaushalts 2025/26 weder Mittel für einen Gesamtabriss noch für einen Ersatzneubau eingestellt.
Stadträte machen jetzt Druck, wollen das Gutachten unter die Lupe nehmen. Sollte es keine Möglichkeiten zum Erhalt geben, muss die Stadt unverzüglich mit dem Abriss und den Planungen für einen Ersatzneubau beginnen, forderte CDU-Verkehrspolitiker Veit Böhm (57).
AfD-Fraktions-Chef Thomas Ladzinski (35) sprach angesichts der jüngsten Sanierungen der Züge A und B (2019 bis 2024, in Summe knapp 9 Millionen Euro) von einer "totalen Verschwendung von Steuergeldern".
Für diese "eindeutige politische Fehlentscheidung" müsse Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) die Verantwortung übernehmen.
Erstmeldung vom 11. Dezember um 19.05 Uhr; letzte Aktualisierung um 19.43 Uhr.
Titelfoto: Fotomontage: Robert Michael/dpa//Eric Münch