Viele Fragen nach Carolabrücken-Katastrophe: "Warum hielt man Fahrradstraße für wichtiger?"
Dresden - Schafft es das Rathaus, über die Carolabrücken-Katastrophe umfangreich und ordnungsgemäß aufzuklären? Die beiden Stadtratsfraktionen Team Zastrow und AfD bezweifeln das. Gemeinsam fordern sie transparente Aufarbeitung, wollen versuchen, diese notfalls zu erzwingen.
In der vergangenen Stadtratssitzung wollten OB Dirk Hilbert (52, FDP), Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) und Amtsleiterin Simone Prüfer (59) den Räten Rede und Antwort stehen.
Das sei nicht gelungen, so der AfD-Fraktionsvorsitzende Thomas Ladzinski (35). Wie die Fragen beantwortet oder eben nicht beantwortet wurden, habe ihn wütend gemacht.
"Eine Mischung aus teilweise Überheblichkeit gemischt mit Unwissenheit oder fehlender Auskunftsbereitschaft." So bezweifelt der Diplomingenieur etwa, dass man den Spannstahl der Brücke nicht prüfen könne.
Natürlich müsse man aufklären, ob die Prüfverfahren untauglich sind, so Holger Zastrow (55). Sollte das so sein, hätte das weltweite Auswirkungen.
Bislang könne sich die Verwaltung das Unglück nicht erklären, als seien wir "in der Hand des Zufalls oder lieben Gottes". Es gebe Richtlinien und Regelwerke für engmaschige Kontrollen. "Die Frage ist, ob das in Dresden gemacht wurde."
Carolabrücken-Katastrophe in Dresden: Team Zastrow und AfD wollen Anhörung erzwingen
Zastrow vermutet "schwerste Versäumnisse" sowohl bei der Brückenprüfung als auch den nötigen Handlungen - diese seien absichtlich unterlassen worden.
"Die Brücke hätte längst in der Sanierung sein müssen", sagt er. Gelder seien verfügbar gewesen. "Warum hielt man etwa eine Fahrradstraße für wichtiger?", fragt Zastrow mit Blick auch auf Verantwortlichkeiten. "Wir glauben, man muss die Stadt zur Aufarbeitung treiben. Ansonsten wird das nicht passieren."
Neben einem Informationsverlangen an den OB mit 19 Fragen wollen die beiden Fraktionen bei unzureichenden Antworten eine Anhörung vor unabhängigen Experten erwirken. Zastrow behält sich vor, am Freitag einen "zeitweiligen Ausschuss" zu beantragen, um so für weitere Aufklärung zu sorgen.
Laut Rathaus werde es "eine externe Prüfung zu baulichen und organisatorischen Belangen des Teileinsturzes der Carolabrücke geben".
Titelfoto: Montage: Kristin Schmidt, Robert Michael/dpa