Totalschaden Carolabrücke: Schifffahrt, Abriss, Neubau - wie geht es jetzt weiter?
Dresden - Das Schicksal der Carolabrücke ist besiegelt. Das 1971 errichtete Spannbeton-Bauwerk muss vollständig abgerissen und neu gebaut werden. Welche weiteren Schlüsse lässt das Fachgutachten zu? Für Untersuchungsleiter Steffen Marx (55) sind die Konsequenzen, die sich aus dem historischen Brückeneinsturz ergeben, klar.
Eine zentrale Erkenntnis: "Um Schadensbilder dieser Art festzustellen, bedarf es einer Schallemissionsprüfung." Bedeutet: Geräuschsensoren werden von außen an dem Bauwerk angebracht, um so im Inneren Veränderungen an Werkstoffen wie Beton oder Stahl zu messen.
Doch das Verfahren ist teuer. Rund 1,7 Millionen Euro gibt die Stadt aus, um die Prüfung an der Brücke Budapester Straße (Baujahr 1967) zu ermöglichen. Gleichzeitig gibt es in Deutschland laut Schätzungen weit über 1000 Brücken ähnlicher Bauart, die in einem kritischen Zustand sind. Was also tun?
"Die Bauämter und Fachleute in den Kommunen müssen ihre alten Dokumentationen zu den Brücken durcharbeiten und schauen, ob und wann genau dort der Spannstahl eingepresst wurde", empfiehlt Marx. "Falls diese überhaupt noch vorhanden sind."
Das habe etwas von einer forensischen Untersuchung, sei aber notwendig, da Deutschland den Unterhalt seiner Infrastruktur in den vergangenen 30 Jahren sträflich vernachlässigt habe. Auch Beispiele im Westen, etwa die gesperrte Rheinbrücke in Leverkusen (Nordrhein-Westfalen), zeigen: Das rächt sich jetzt.
Der Abriss der Züge A und B wird teuer
Aber wie geht es in Dresden weiter? Der Abriss der Züge A und B wird teuer, muss womöglich vom Wasser aus passieren. Schweres Gerät darf auf keinen Fall auf die Brücke. Einsturzgefahr! "Wir stehen in Kontakt mit Firmen, die im maritimen Bereich tätig sind", sagte Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne).
Er hofft, dass bis Ende Januar wieder einzelne Schiffe die Brücke unterqueren können. Davor würden noch Messungen, Ausbesserungen an der Fahrrinne und die Abrissarbeiten an Zug C durchgeführt.
Ob Letztere trotz Hochwasser pünktlich fertig werden und wann ein Gesamtabriss starten könnte, soll im Laufe der kommenden Wochen klargestellt werden. Hoffnung besteht für alle Fans der Filmnächte. Laut Stadt arbeiten die Betreiber an neuen, genehmigungsfähigen Konzepten.
Kühn: "Unser Ziel ist, dass die sommerlichen Großveranstaltungen am Elbufer trotz Abriss und Neubau stattfinden können."
Titelfoto: Fotomontage: Robert Michael/dpa//Sven Doering/VISUM//Christian Juppe//Thomas Türpe