Einsturz der Carolabrücke: Eilantrag will "schlaffe Carola" zum Wahrzeichen machen!

Dresden - Sobald sich das Hochwasser zurückgezogen hat, sollen die Abrissarbeiten an der Carolabrücke beginnen.

Noch hängt die Carolabrücke im Hochwasser, doch bald sollen wieder die Bagger rollen.
Noch hängt die Carolabrücke im Hochwasser, doch bald sollen wieder die Bagger rollen.  © Robert Michael/dpa
Dafür hat die Stadt Dresden am Freitag bereits ein umfassendes Abbruchkonzept vorgelegt. Bis der eingestürzte Brückenzug C vollständig abgerissen und abtransportiert ist, dürfte aber noch einige Zeit vergehen.

In den bisherigen Planungen geht man davon aus, dass der Abbruch mehr als zehn Wochen dauern könnte. Wohlgemerkt ab dem Zeitpunkt, wo der Wasserstand der Elbe die Bauarbeiten zulässt.

Unterdessen rückt die Dresdner Politik mehr und mehr in den Fokus. Wer ist für den Teileinsturz des Bauwerks verantwortlich? Wie hoch sind die Kosten für Abriss und Wiederaufbau? Das sind nur einige der vielen Fragen, die im Raum stehen.

Doch Dresden kann auch schon wieder lachen: In einem humoristischen Antrag hat die PVP-Fraktion im Dresdner Stadtrat die Brücke mit dem schiefen Turm von Pisa verglichen und gefordert, die zerstörte Carolabrücke in ihrer jetzigen (instabilen) Form doch zum "Wahrzeichen" umzufunktionieren.

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20. September, 22.21 Uhr: Wagenknecht findet Verkehrsministerium nach Brückeneinsturz "peinlich"

Sahra Wagenknecht (55, BSW) hat nach dem Teileinsturz der Carolabrücke beim Bundesverkehrsministerium angefragt, wie viele Brücken in Deutschland sanierungsbedürftig sind - die Antwort erzürnte die BSW-Vorsitzende.

Das Ministerium von Verkehrsminister Volker Wissing (54, FDP) erklärte in einer knappen Antwort lediglich, dass man diese Informationen "aufgrund der erfragten Detailtiefe und des abgefragten Zeitraums" nicht ermitteln könne.

Wagenknecht schrieb dazu am Freitag auf X: "Das Ministerium von Wissing weiß weder, wie viele Brücken des Bundes sanierungsbedürftig sind noch wie viele zuletzt saniert wurden. Das ist schon peinlich, aber nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden einfach ungeheuerlich."

20. September, 19.41 Uhr: Kurioser Antrag im Stadtrat will Abriss stoppen

In einem Eilantrag hat die Fraktion "PVP-Kooperation" im Dresdner Stadtrat den Stopp der Abbrucharbeiten gefordert.

Die Fraktion um Max Aschenbach (39, Die PARTEI) möchte, dass die eingestürzte Carolabrücke in ihrem zerstörten Zustand zu einem "Wahrzeichen" von Dresden wird. Ihr ungewöhnliches Vorhaben begründet die Fraktion folgendermaßen: "Ein beeindruckendes, einmaliges neues Wahrzeichen der Stadt. Niemand bleibt unberührt, wenn er die schlaffe Carola sieht. Der schiefe Turm von Pisa kann einpacken: Dresden hat Carola!"

Aschenbach und seine Bande wollen dabei "alte Vorstellungen" über den Haufen werfen und Dresden "neu denken". So soll der noch intakte Brückenzug A künftig als "Fahrradtrasse" dienen, den Brückenzug B sollen sich Fußgänger und Ramsch-Händler teilen. Auch ein kleiner Seitenhieb an den Kollegen Holger Zastrow (55, Team Zastrow) findet sich in dem Antrag: "Holger Zastrow darf dafür über die Augustusbrücke fahren (Schrittgeschwindigkeit)."

Weitere Informationen rund um die geplanten Abrissarbeiten könnt Ihr im Artikel: "Abrisskonzept steht! So will die Stadt die Carolabrücke zerlegen" nachlesen.

Stadtrat Max Aschenbach (39, Die PARTEI) will mit der PVP-Fraktion dafür sorgen, dass die eingestürzte Carolabrücke ein neues "Wahrzeichen" von Dresden wird. (Archivbild)
Stadtrat Max Aschenbach (39, Die PARTEI) will mit der PVP-Fraktion dafür sorgen, dass die eingestürzte Carolabrücke ein neues "Wahrzeichen" von Dresden wird. (Archivbild)  © Steffen Füssel

20. September, 16.23 Uhr: So sieht das Abbruchkonzept für den eingestürzten Brückenzug aus

Das Abbruchkonzept für den eingestürzten Brückenzug C steht - jetzt wartet Dresden darauf, dass der Wasserpegel sinkt.

Wenn es dann so weit ist, hat die Stadt bereits ein umfassendes Konzept vorgelegt, wie die Trümmer der Carolabrücke beseitigt werden sollen. Dafür ist zunächst geplant, einen Untergrund für die schweren Baugeräte auf beiden Seiten der Elbe zu befestigen. Dann geht es daran, die Konstruktion von den jeweils gebrochenen Brückengelenken zu lösen und die derzeit auf Halbmast hängenden Brückenteile in ein sogenanntes "Fallbett" stürzen zu lassen, ehe sie zerkleinert und über errichtete Rampen abtransportiert werden können.

Wie fix das gehen kann, wenn die Elbe Druck macht, zeigt der bereits abgerissene Teil auf der Neustädter Seite: Wie Holger Kalbe (54), Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke, auf der Pressekonferenz am Freitag erklärte, wurden dort nach dem Einsturz und vor dem Hochwasser binnen 47 Stunden 1500 Tonnen Beton und Stahl abgebrochen und abtransportiert.

Holger Kalbe (54), Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke, auf der Pressekonferenz am Freitag.
Holger Kalbe (54), Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke, auf der Pressekonferenz am Freitag.  © Stefan Häßler

20. September, 12.49 Uhr: Überblick über entstandene und anfallende Kosten fehlt bislang

Nach ihrem Teileinsturz wurden bereits einige Segmente der Carolabrücke abgetragen. Doch was kostet die Stadt die Beräumung?

Tiefbauamts-Chefin Simone Prüfer konnte dazu am heutigen Freitag noch keine genauen Zahlen nennen. Aktuell werden bis dato angelaufene Kostenstellen zusammengetragen. Viele davon seien mündlich ausgelöst worden, so die 59-Jährige.

Was der Abriss des Brückenzuges C im Detail kosten wird, dieser Frage wolle die Stadt in der kommenden Woche konkret nachgehen.

18 Sattelzüge und 13 Bagger waren zum Abriss der Carolabrücke auf Neustädter Seite im Einsatz. Zu den Kosten für diese Hauruckaktion wenige Stunden vor der Flut konnte die Stadt noch keine Angaben machen.
18 Sattelzüge und 13 Bagger waren zum Abriss der Carolabrücke auf Neustädter Seite im Einsatz. Zu den Kosten für diese Hauruckaktion wenige Stunden vor der Flut konnte die Stadt noch keine Angaben machen.  © Jürgen Männel/jmfoto

20. September, 12.27 Uhr: Behelfsbrücke und Schifffahrt von Prüfergebnissen abhängig

Seit dem Teileinsturz der Carolabrücke staut sich der Dresdner Stadtverkehr. Eine Behelfsbrücke könnte theoretisch Besserung bringen.

Zum aktuellen Zeitpunkt allerdings wirklich nur theoretisch. Denn: Zuerst müsse laut Tiefbauamts-Chefin Simone Prüfer (59) festgestellt werden, was genau den Schaden an der Carolabrücke verursacht hat.

Erst nach einem klaren Ergebnis könne abgeschätzt werden, was mit den Brückenteilen A und B passieren soll und - darüber hinaus - ob eine Behelfsbrücke die Lage verbessern könnte.

Gleiches Prozedere gilt für die Schifffahrt: Erst wenn alle Prüfungen durch sind und entsprechende Ergebnisse vorliegen, könne die Befahrbarkeit der Elbe wieder gewährleistet werden, so Prüfer.

Touristen staunen über die eingestürzte Carolabrücke und warten darauf, wieder über die Elbe schippern zu können. Auch die Stadt Dresden wartet - auf die Ergebnisse, was die Brücke hat einsacken lassen.
Touristen staunen über die eingestürzte Carolabrücke und warten darauf, wieder über die Elbe schippern zu können. Auch die Stadt Dresden wartet - auf die Ergebnisse, was die Brücke hat einsacken lassen.  © Andreas Weihs

20. September, 11.58 Uhr: Abbruch von Brückenzug C könnte mehr als zehn Wochen dauern

Noch legt der Wasserstand der Elbe weitere Abbrucharbeiten an der teileingestürzten Carolabrücke lahm. Geht der Abriss von Brückenzug C los, wird Geduld gefragt sein.

"Der Abbruch wird wahrscheinlich mindestens elf Wochen dauern", so Straßen- und Tiefbauamts-Chefin Simone Prüfer (59). Erst dann werde sich auch endgültig herausstellen, ob auch die Brückenteile A und B Schaden genommen haben.

Folgendes scheint aber bereits klar: Ein Abriss von Zug C werde auch eine "wie auch immer geartete Verformung" von Zug B mit sich bringen. Wenn ein Teil der Brücken gerettet werden kann, dann sei Zug A am wahrscheinlichsten, so Prüfer.

Dresdens Straßen- und Tiefbauamts-Chefin Simone Prüfer (59). (Archivbild)
Dresdens Straßen- und Tiefbauamts-Chefin Simone Prüfer (59). (Archivbild)  © Norbert Neumann

20. September, 11.38 Uhr: Rückbau ein "Kraftakt" und von Elbpegel abhängig

Erst ab einem Wasserstand von weniger als 4 Metern könnten weitere Sicherungsmaßnahmen an der Carolabrücke beginnen.

Darüber informierte Holger Kalbe, Dresdens "Abteilungsleiter Brücken". Der 54-Jährige sprach von einem "Kraftakt". Ab einem Pegelstand von 4,50 Metern sei es möglich, die Brücke auf Altstädter Seite vom noch intakten Stromfeld zu trennen.

Kalbe schätzt, dass es wahrscheinlich erst ab einem Wasserstand von 2,30 Metern möglich sei, weitere Brückenteile zu entfernen. Das noch vorhandene, intakte Brückenteil solle als "Baustraße" genutzt werden. Später müssten dann auch von der Neustädter Seite aus Rückbauarbeiten beginnen. Gefühlt sei bislang ein Drittel von Brückenteil C beseitigt worden.

Die Stadt stellte am heutigen Freitag ein Rückbaukonzept für Brückenzug C vor.
Die Stadt stellte am heutigen Freitag ein Rückbaukonzept für Brückenzug C vor.  © TAG24

20. September, 11.15 Uhr: Gefährdungslage unverändert, Brücke permanent überwacht

Straßen- und Tiefbauamts-Chefin Simone Prüfer (59) gab Auskunft über den aktuellen Zustand der Carolabrücke.

Die Gefährdungslage sei unverändert, die Brücke werde permanent technisch überwacht, so Prüfer. Eigentlich hätten die Abbrucharbeiten in der vergangenen Woche nahtlos weitergehen sollen, allerdings sei das Hochwasser dazwischen gekommen.

Parallel zum geplanten Rückbau von Brückenzug C würden weiterhin Prüfungen zur Schadensursache laufen.

Stadtsprecherin Barbara Knifka, Simone Prüfer (59, Leiterin Straßen- und Tiefbauamt) und Holger Kalbe (54, Abteilungsleiter Brücken, v.r.n.l.) informierten am Freitagmittag über das "Abbruchkonzept Zug C" der Carolabrücke.
Stadtsprecherin Barbara Knifka, Simone Prüfer (59, Leiterin Straßen- und Tiefbauamt) und Holger Kalbe (54, Abteilungsleiter Brücken, v.r.n.l.) informierten am Freitagmittag über das "Abbruchkonzept Zug C" der Carolabrücke.  © TAG24

20. September, 10.58 Uhr: Stadt ruft zur Pressekonferenz!

Zum Ende der Woche ruft die Stadt Dresden noch einmal zur Pressekonferenz ins Rathaus.

Stadtsprecherin Barbara Knifka, Simone Prüfer (Leiterin Straßen- und Tiefbauamt) und Holger Kalbe (Abteilungsleiter Brücken) informieren zum Thema "Abbruchkonzept Zug C Carolabrücke".

Hier geht es zum Livestream!

20. September, 6.15 Uhr: Einsturz der Carolabrücke wirft weiter Fragen auf

Nicht nur zur Stabilität der Bausubstanz, auch zur zukünftigen Verkehrsplanung in der Stadt ruft der Einsturz der Carolabrücke weiter Fragen auf.

Auch deshalb soll schon am 1. Oktober der Bau-Ausschuss erneut für eine Sondersitzung zusammenkommen. Wird auch die Augustusbrücke wieder für den Autoverkehr freigegeben? Das Rathaus hat dazu noch Bedenken.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe, Steffen Füssel

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