Dresden - Die vielen Fragen und Forderungen rund um die Carolabrücke nehmen kein Ende. Jetzt melden sich die Handwerkskammer Dresden sowie die Industrie- und Handelskammer Dresden in einem offenen Brief zu Wort. "Es braucht eine klare und ambitionierte Perspektive für den Wiederaufbau!", so ihre Hauptforderung.
In dem Schreiben werden zunächst die zahlreichen bekannten Nachteile aufgezählt, die der Wegfall der Brücke mit sich bringt.
Besonders betroffen sei die gewerbliche Wirtschaft. Verlängerte Fahrzeiten würden für Handwerker, Pflegedienste sowie Lieferunternehmen nicht nur höhere Kosten, sondern auch weniger Zeit für die Erbringung ihrer Leistungen bedeuten.
Lieferketten würden gestört, Dienstleistungen verteuert und die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen gerate unter Druck. Das Funktionieren der Stadt als Einheit - "von Bürgerschaft, Wirtschaft und öffentlicher Infrastruktur" - sei ohne die Carolabrücke nicht gewährleistet.
Die Wiedererrichtung der Brücke müsse daher höchste Priorität haben: "Als Vertreter der Dresdner und regionalen Wirtschaft fordern wir ein rasches, koordiniertes Vorgehen aller Verantwortlichen."
Im Brief werden an dieser Stelle zehn Kernforderungen für die Wiedererrichtung der Carolabrücke gestellt.
Das sind die Kernforderungen
- Sofortige Beseitigung der Überreste: Die eingestürzte Brücke und ihre Trümmer müssten mit der schnellstmöglichen und technisch effizientesten Methode beseitigt werden.
- Verzicht auf langwierige Diskussionen über die Gestaltung: Der Neubau müsse pragmatisch und funktional geplant werden ohne Verzögerungen durch Debatten über optische Details.
- Ersatzneubau an gleicher Stelle: Ein Neubau an der bisherigen Position ermögliche es, langwierige Planungsverfahren zu umgehen und den Bau zu beschleunigen.
- Kosten- und Zeitfokus: Schnelligkeit des Baus, wirtschaftliche Effizienz und eine verkehrlich leistungsfähige Ausführung müssten im Mittelpunkt stehen.
- Realistische Kostenfeststellung: Eine transparente und realistische Ermittlung der Baukosten solle umgehend erfolgen, um die Grundlage für eine schnelle Umsetzung zu schaffen.
Neue Carolabrücke soll sich an tatsächlichen Erfordernissen orientieren
- Unabhängigkeit von Bundesförderungen: Die Entscheidung für den Neubau dürfe nicht von einer Förderzusage des Bundes abhängen, da diese nicht zeitnah zu erwarten sei.
- Verkehrliche Kapazität: Der Neubau müsse die gleiche Kapazität wie die Vorgängerbrücke aufweisen, um den Verkehrsfluss dauerhaft zu gewährleisten.
- Bedarfsorientierte Nutzungskonzeption: Die Nutzung der Brücke müsse sich an den tatsächlichen Erfordernissen orientieren, frei von ideologischen Einflussnahmen.
- Vierstreifiger Ausbau: Die Brücke sei wieder vierspurig auszubauen, die Straßenbahn mit einem separaten Gleiskörper zu versehen und es seien ausreichende Fahrradspuren in beiden Richtungen von Beginn an einzuplanen.
- Beschleunigung der Verfahren: Der gesamte Planungsprozess sei so zu beschleunigen, dass spätestens im zweiten Quartal 2026 mit der Errichtung des Ersatzneubaus begonnen werden könne.
"Wir appellieren daher eindringlich an die Verantwortlichen, unverzüglich alle notwendigen Schritte einzuleiten, um die Carolabrücke als wesentliche Lebensader Dresdens wiederaufzubauen."
Der offene Brief ist unterzeichnet vom Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Dresden, Dr. Andreas Sperl, sowie vom Präsidenten der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich.