Nach Einsturz der Carolabrücke in Dresden: So sicher sind Dresdens Brücken

Einige Brücken in Dresden sind in die Jahre gekommen. Doch wie sicher sind diese wichtigen Verkehrsverbindungen über die Elbe? Welche Maßnahmen ergreift die Stadt, um für sichere Elbübergänge zu sorgen? Ein genauer Blick nach dem Teileinsturz der Carolabrücke bei TAG24.

Hier findest Du mehr Informationen zum Einsturz der Carolabrücke in Dresden.

Während die Straßenbahnen über die Augustusbrücke fahren, ist ein Teil der Carolabrücke eingestürzt.
Während die Straßenbahnen über die Augustusbrücke fahren, ist ein Teil der Carolabrücke eingestürzt.  © DPA/Robert Michael

Am 11. September 2024 kam es zu einem Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden.

Um drei Uhr nachts stürzte ein Abschnitt der Brücke, auf dem sonst Straßenbahnen sowie Fahrradfahrer und Fußgänger die Elbe überqueren, ins Wasser. Glücklicherweise befand sich zu diesem Zeitpunkt niemand auf der Brücke.

Dabei verlassen sich täglich tausende Autofahrer, Fahrradfahrer, Straßenbahnpassagiere und Fußgänger auf die Dresdener Elbbrücken. Durch dieses tragische Ereignis stellt sich nun die Frage, wie sicher Dresdens Brücken sind.

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Die letzte Hauptprüfung 2021 ergab, dass keine der sieben untersuchten Elbbrücken die Zustandsnote "gut" erreichen konnte.

Alle sechs Jahre steht eine solche Prüfung nach DIN 1076 durch Bauwerksprüfer an. Untersucht werden hierbei vor allem die Standsicherheit, Verkehrssicherheit und die Dauerhaftigkeit der jeweiligen Brücke. Die Ergebnisse werden dann mit einer Note von 1 (sehr gut) bis 4 (ungenügend) bewertet.

Welche Sicherheitsprobleme Dresdens Brücken beherbergen und wie es um den Sanierungsbedarf steht, erfährst Du im Folgenden.

Überblick der sanierungsbedürftigen Brücken in Dresden

Wie steht es um den Sanierungsbedarf von Dresdens Brücken? Lauern hier große Sicherheitsprobleme?

Carolabrücke: Unsanierter Abschnitt war in schlechter Verfassung

Die Carolabrücke, welche 1971 fertiggestellt worden ist, war sanierungsbedürftig. Der Sanierungsprozess war im vollen Gange, denn 2021 und 2023 waren die ersten Sanierungsabschnitte bereits abgeschlossen.

Der letzte Abschnitt, mit dessen Sanierung 2025 begonnen werden sollte, ist nun eingestürzt.

Warum die Brücke unbedingt erneuert werden musste, zeigen die Ergebnisse des sogenannten Brücken-TÜV's:

Der Brückenabschnitt elbaufwärts konnte die Note "befriedigend" (2,0-2,4) gegeben werden, der mittlere Zug erreichte nur die Note "ausreichend" (2,5-2,9). Der Brückenabschnitt elbabwärts, also der eingestürzte Teil, war mit der Note "nicht ausreichend" (3,0-3,4), jener mit dem schlechtesten Zustand der gesamten Brücke.

Festgestellte Schäden des dritten Brückenabschnittes beliefen sich vor allem auf korrodierende Bewehrung (Rostbildung) an der Hohlkastenunterseite und den Gesimsen sowie eine defekte Dichtung im Gleisbereich.

Blaues Wunder: Rost und Verzögerungen der Sanierung

Die Gesamtkosten der Sanierung werden zwischen 96 und 126 Millionen Euro betragen.
Die Gesamtkosten der Sanierung werden zwischen 96 und 126 Millionen Euro betragen.  © dpa/Sebastian Kahnert

Nicht nur die Carolabrücke hatte eine dringende Sanierung notwendig. Auch beim Blauen Wunder wurde ein Teil der Sanierungsarbeiten 2023 bereits abgeschlossen, denn laut der letzten Prüfung ist eine Sanierung dringend notwendig:

Mit dem Ergebnis "ungenügend" (3,5-4,0) erhielt das Blaue Wunder, die schlechteste Note, die man bei der Zustandsprüfung erreichen kann.

Vorrangig wurde sich bei der Sanierung bis März 2023 zunächst auf den mittleren Teil der Brücke konzentriert: Die Stahlbauteile wurden instand gesetzt und die Brücke bekam eine Erneuerung des Korrosionsschutzes, also einen neuen Anstrich, der die Brückenteile vor dem Rosten schützen soll. Außerdem wurden im Mittelteil sowie an den Pylonen die Fahrbahnübergänge instand gesetzt.

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2023 sollte die Sanierung des zweiten Brückenabschnittes bereits fortgesetzt werden. Die Erneuerung der Stahlbauteile auf der gesamten Brücke und die weiterführende Erneuerung des Korrosionsschutzes waren das Ziel der Sanierung.

Ein Rechtsstreit um die Auftragsvergabe machte dem Start des zweiten Sanierungsabschnittes jedoch einen großen Strich durch die Rechnung. Das Oberlandesgericht und die Vergabekammer des Freistaats entscheiden nun, wie es weiter geht.

Baubürgermeister Kühn hoffe 2025 auf einen Start der weiteren, dringenden Sanierungsarbeiten.

Waldschlößchenbrücke: Probleme mit der Beleuchtung

Funktionierende Lichtleisten sollten den Fahrradfahrern und Fußgängern eine gute Sicht ermöglichen.
Funktionierende Lichtleisten sollten den Fahrradfahrern und Fußgängern eine gute Sicht ermöglichen.  © dpa/Sebastian Kahnert - dpa/Zentralbild

Am 24. August 2013 wurde die Waldschlösschenbrücke eröffnet. Ihr Zustand lässt aufatmen, denn die Brücke wurde mit der Gesamtnote "befriedigend" (2,0-2,4) bewertet.

Ihre größten Mängel beherbergt die Brücke an ihren Handläufen: Die installierten LED-Lichtleisten, die Fußgängern und Fahrradfahrern im Dunkeln den Weg leuchten sollen. Fast 800 der über 1300 Lichtleisten sind defekt und noch nicht neu installiert.

Einen Zeitpunkt, wann die Mängel behoben werden, gibt es noch nicht.

Albertbrücke: Sicher nach der Gesamtsanierung?

Seit 1877 führt die Albertbrücke über die Elbe. Als Dresdens zweitälteste Brücke war die Sanierung 2014 notwendig. Sie wurde bis Ende 2016 umfassend instand gesetzt, modernisiert und verbreitert. Dabei wurde ihr historischer Charakter beibehalten.

Die Albertbrücke konnte bei ihrer letzten Prüfung die Gesamtnote ausreichend (2,5-2,9) erreichen.

Festgestelle Mängel waren hauptsächlich auf die Probleme mit der Steuerung der LED-Strahler zurückzuführen, welche jedoch aktuell aufgrund von Energiesparmaßnahmen ausgeschaltet sind.

Flügelwegbrücke: Starke Abnutzungen auf der Fahrbahn

Die 285 Meter lange Stahlverbundbrücke steht seit 2004 in Dresden und ist die am meisten befahrene Elbbrücke der Landeshauptstadt. Die starke Nutzung zeigt nach 20 Jahren ihre Folgen:

Spurrillen, Blasen und Risse werden auf der Fahrbahn vermerkt, welche in naher Zukunft erneuert werden sollten.

Die Brücke erhielt die Gesamtnote befriedigend (2,0-2,4) bei ihrer letzten Prüfung.

Augustusbrücke: Zerstörungen nach Hochwasser forderten viele Erneuerungen

Mittlerweile ist die Augustusbrücke saniert und für den Verkehr freigegeben. Sie kostete 26 Millionen Euro.
Mittlerweile ist die Augustusbrücke saniert und für den Verkehr freigegeben. Sie kostete 26 Millionen Euro.  © 123RF / vicsa

Das Elbhochwasser 2013 hinterließ bei der Augustusbrücke riesige Schäden. 2017 bis 2022 erfolge daher eine ganzheitliche Sanierung auf mehreren Ebenen.

Sowohl die Fahrbahnen für Autos und Straßenbahn, als auch die Geh- und Fahrradwege wurden erneuert sowie auch Teile des Brückengerüstes an sich. So wurde beispielsweise der erste Brückenbogen auf der Altstadtseite sowie die Bewegungsfugen der Brückengelenke erneuert. Ebenso wurde die Beleuchtungsanlage saniert.

Als Ergebnis resultierte schließlich die Note "ausreichend" (2,5-2,9) bei der letzten Prüfung.

Marienbrücke: Sanierung in den nächsten Jahren geplant

Zwischen 2026 und 2027 soll die Sanierung der Marienbrücke beginnen. Ihre letzte Sanierung wurde 2001 abgeschlossen und ist nun schon über 20 Jahre her.

Alle Bauteile der Brücke sollen mit der kommenden Sanierung instand gesetzt werden.

Die aktuelle Gesamtnote der letzten Prüfung lieferte das Ergebnis "ausreichend" (2,5-2,9).

Wann sollten Brücken generell saniert werden?

In Dresden sind intakte Brücken für Verkehrs- und Notfallverbindungen über die Elbe unerlässlich.
In Dresden sind intakte Brücken für Verkehrs- und Notfallverbindungen über die Elbe unerlässlich.  © 123RF / heiko119

Verschleißerscheinungen, Materialermüdungen oder allgemeine Schäden sind essenzielle Gründe, eine Brücke zu sanieren, denn jene können ihre Stabilität und Tragfähigkeit erheblich beeinträchtigen.

Bei regelmäßigen Prüfungen können derartige Probleme frühzeitig erkannt und Maßnahmen getroffen werden. Diese sind maßgeblich dafür verantwortlich, um die Verkehrssicherheit auf allen Ebenen weiterhin zu gewährleisten und die Lebensdauer einer Brücke zu verlängern.

Gerade in Dresden sind sichere, sanierte Brücken besonders wichtig, da sowohl die Infrastruktur als auch die Sicherheit von ihnen abhängt.

Die Elbe teilt die Landeshauptstadt, wodurch Brücken entscheidende Verbindungen zwischen den Uferseiten schaffen. Neben dem Alltagsverkehr und dem öffentlichen Nahverkehr kann eine reibungslose Brückenüberquerung auch für Menschen, die Rettungsdienste in Notfällen benötigen, lebensrettend sein.

Das Verkehrsnetz in Dresden lebt von seinen intakten Brücken. Staus, Umwege und erhebliche Verzögerungen durch unbefahrbare Brücken beherbergen erhebliche Auswirkungen auf das städtische Leben sowie Dresdens Wirtschaft.

Wie es jetzt mit der Carolabrücke weitergeht, aktuelle News und wichtige Hinweise gibt es bei TAG24.

Titelfoto: DPA/Robert Michael

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