Dresden - Zwei Rücktrittsforderungen innerhalb von 24 Stunden. Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) sieht sich während der andauernden Aufarbeitung des Brücken-Einsturzes weiter heftiger Kritik ausgesetzt.
Seit einigen Tagen ist von mehreren Gutachten die Rede, die rückblickend Versäumnisse der Verwaltung bei der Einschätzung des Brückenzustands zumindest denkbar erscheinen lassen.
AfD-Stadtrat und Fraktions-Chef Thomas Ladzinski (35) sprach von einer falschen Prioritätensetzung im Straßen- und Tiefbauamt.
"Entweder hat sich in der Verwaltung niemand die Mühe gemacht, diese ganzen Ergebnisse mal zusammenzutragen und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen oder aber man hat mit Absicht weggeschaut."
Kühn solle dafür persönlich die Verantwortung übernehmen, sprich: zurücktreten.
Auch die Freien Wähler fordern einen Rücktritt. Ex-Stadtrat und Verkehrspolitiker Torsten Nitzsche (48) ärgert sich, dass die besagten Gutachten und Handlungsempfehlungen "offenbar nicht nur ignoriert, sondern auch dem Stadtrat verschwiegen" wurden.
Es sei für ihn deshalb überraschend, dass Kühn noch im Amt ist.
Kühn will politische Verantwortung übernehmen und "aktiv aufklären"
Der Bau- und Verkehrsbürgermeister reagierte auf die Kritik, teilte unter anderem mit: "Ich übernehme politische Verantwortung, indem ich mich aktiv um die Aufklärung der Ursachen kümmere [...]."
Ein Rücktritt bedeutet das nicht: Wie schon in den Wochen zuvor warb Kühn am Donnerstag auch im Stadtrat dafür, erst einmal die Untersuchungsergebnisse des Ingenieurbüros um TU-Professor Steffen Marx (55) abzuwarten.
Diese werden für den 11. Dezember erwartet. Voreilige Schlüsse zu ziehen, so Kühn, halte er in der aktuellen Situation für unangebracht.
Schließlich müsse sein Geschäftsbereich parallel zur Aufarbeitung des Einsturzes auch noch die Finanzierung eines Ersatz- oder Neubaus organisieren sowie die weitere Verkehrsführung – insbesondere für die bevorstehende Adventszeit - vorbereiten.