Kommentar zur Carolabrücke: Nur der Abriss!
Dresden - Bis Jahresende soll sich das Thema Carolabrücke erledigt haben - na, zumindest erst mal der Abriss der Ruine. Nachdem es vor gut zwei Wochen ein paar Spanndrahtbrüche gab, kann jetzt plötzlich alles ganz schnell gehen. Ohne europaweite Ausschreibung, ohne monatelanges Verfahren.

Man fragt sich nur: Warum nicht schon eher? Die Verwaltung pocht auf die Rechtslage. Erst mit der jüngsten Verschlechterung des Zustandes gelte nun wieder Gefahr im Verzug, was den "Sofort-Abriss" ermögliche. Das habe - natürlich - auch ein Gutachten so bestätigt.
Mit gesundem Menschenverstand hat das aber nicht mehr viel zu tun. Die Brücke gilt seit ihrem Teileinsturz im September als akut einsturzgefährdet. Spätestens seit Mitte Dezember ist (gutachterlich) belegt, dass die verbliebenen Brückenzüge nicht erhalten werden können.
Die Auswirkungen aufs Stadtgeschehen und die internationale Schifffahrt sind katastrophal. Auch war klar, dass sich der Zustand weiter verschlechtert - nicht erst seit das akustische Warnsystem das auch belegen kann. Kippt ein weiterer Brückenzug in die Elbe - es würde uns weitere Monate zurückwerfen.
Und dennoch soll es keinen Weg gegeben haben, den Abriss ohne die bürokratischen Fesseln von Ausschreibungsverfahren anzugehen? Sollte dem wirklich so sein, dann sollten wir dringend die rechtlichen Grundlagen ändern oder die Voraussetzungen schaffen, künftig schneller handeln zu können.
Zumal jetzt schon wieder saisonales Niedrigwasser droht, was den ganzen Zeitplan und damit den Abriss im Sommer gefährdet. Es droht schon wieder eine "unendliche Geschichte" - und wir sprechen bislang leider nur vom Abriss...
Titelfoto: Bildmontage: Robert Michael/dpa, Eric Münch