Gutachten aufgetaucht! Wusste die Stadt schon länger vom Zustand der Carolabrücke?
Dresden - Ignorierte der Geschäftsbereich von Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) jahrelang geheime Gutachten über den schlechten Zustand der Carolabrücke? Wurden gar wichtige Sanierungsmaßnahmen verschleppt?
Das legen zumindest aktuelle Medienberichte nahe. In den vergangenen Jahren habe es warnende Gutachten über die Tragfähigkeit der für Dresden so wichtigen Flussquerung gegeben.
Ein Papier von 2022 kam wohl zu dem Schluss, dass die Brücke unter der Annahme, dass es keine gravierenden Schäden an der Bewehrung gebe, weitergenutzt werden könne.
Ein zweites Gutachten aus dem Frühjahr 2024 stellte dann aber offenbar fest, dass an drei Messstellen die Korrosion am Spannstahl weit fortgeschritten war.
Teilweise hätten die Chlorid-Werte die zulässigen Grenzwerte um den Faktor 10 übertroffen. Eine "Entfestigung des Betons" hätte demnach "nicht ausgeschlossen" werden können, soll dort notiert sein.
"Sollte sich herausstellen, dass über viele Jahre ernstzunehmende Hinweise auf fehlende Standfestigkeit der Brücke und mögliche Einsturzgefahr ignoriert wurden, dann müssen die Verantwortlichkeiten dafür geklärt werden", kommentierte Stadtrat und Verkehrs-Experte Veit Böhm (57, CDU) die Entwicklung.
Alles nur aus dem Zusammenhang gerissen?
"Die nun in der Presse zitierten Gutachten sind keine geheimen Unterlagen, sondern Teil der von verschiedenen Stadträten beantragten und seit Anfang Oktober laufenden Akteneinsicht", bekräftigte das Straßen- und Tiefbauamt.
Solange die fachliche Bewertung des nach dem Einsturz beauftragten Ingenieurbüros nicht abgeschlossen ist, sollten "aus dem Zusammenhang gerissene Einzelbewertungen vermieden werden", hieß es.
Titelfoto: Fotomontage: Robert Michael/dpa// Kristin Schmidt