Experten mit erschreckender Analyse: So schlimm war Zustand der Carolabrücke

Dresden - Nach gut drei Wochen Pause wegen Hochwassers laufen die Abbrucharbeiten am zerstörten Zug der Carolabrücke weiter. Die Reste hielten sich zäher als erwartet. Darunter zeigen Analysen, dass der eingestürzte Teil bereits stark vorgeschädigt war.

Um 17.55 Uhr war es so weit. Dann stürzte der angeknabberte Brückenteil auf Altstädter Seite endlich ein.  © Steffen Füssel

Tack, tack, tack: Vor den Augen zahlreicher Schaulustiger begann am frühen Montagmorgen (ab 7 Uhr) die Abrissarbeiten am Zug C.

Geplant war der Einsturz des Brückenteils auf Altstädter Seite, das bereits halb in der Elbe hängt, für etwa 8 bis 9 Uhr.

Drei Bagger knabberten Beton in Höhe der Kaimauer ab, doch das Trassenteil hielt weiter stand. Gegen 13 Uhr solle es so weit sein, hieß es vor Ort, doch erst um kurz vor 18 Uhr stürzte es ein .

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„Es lässt sich nicht minutengenau planen. Und eigentlich ist es ja gut so, dass es so lange durchgehalten hat“, erklärte Brücken-Experte Steffen Marx (55).

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Viele Spannglieder "schwer vorgeschädigt"

Brücken-Experte Steffen Marx (55) umgeben von Trümmerteilen, die er mit seinem Team am Unglückstag für Untersuchungen eingesammelt hatte.  © Eric Münch

Marx untersuchte mit seinem Team für die Stadt auch die Unglücksursache, sammelte noch am Katastrophentag Proben und Trümmerteile für die Analyse.

Jetzt steht fest: Von den 160 Spanngliedern aus Stahl, die tief im Beton verbaut sind - dem Herzstück einer jeden Spannbetonbrücke - waren um den eingestürzten Teilbereich laut Marx 30 bis 40 Prozent "schwer vorgeschädigt".

Ungefähr die Hälfte davon wegen Materialschäden (kleine Anrisse, Rost-Schäden), die aus der Herstellung des Spannstahls zu DDR-Zeiten rührten.

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Die andere Hälfte sei durch „chloridinduzierte Korrosion“ beschädigt worden, etwa durch das Eindringen von Tauwasser mit Salzen.

Brückenzug B durch Einsturz beschädigt

Bis zu 40 Prozent der stählernen Spannglieder im eingestürzten Bereich waren bereits vorgeschädigt.  © Eric Münch

Laut dem Experten spielen weitere mögliche Ursachen eine Rolle, die noch untersucht würden, etwa auch der Einfluss der Schienenkonstruktion.

Zeitgleich läuft die Untersuchung der verbliebenen Brückenzüge B (mittig) und A (östlich) und deren Schäden.

Erste Analysen (Remanenz-Magnetismusverfahren) zeigen, dass die Spannglieder weitgehend intakt sind. Brückenzug B sei laut Marx aber kaum zu halten, da er auch durch den Einsturz beschädigt wurde.

Entgegen anfänglicher Betrachtungen sei man beim Zug A etwas optimistischer. Anfang Dezember hoffe Mann, mehr sagen zu können.

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