Carolabrücke: Spurensuche nach den Gründen

Dresden - Dresden unter Schock! Mitten in der Nacht krachte der westliche Zug der dreigliedrigen Carolabrücke mitsamt Fußweg und Straßenbahntrasse in die Elbe. Wie durch ein Wunder kam offenbar kein Mensch zu Schaden. Die Polizei sieht keine Anhaltspunkte für einen möglichen Anschlag oder eine Straftat. Erste Analysen zur Unglücksursache deuten auf Rostschäden hin.

Unvorstellbar: Der westliche Zug der dreigliedrigen Carolabrücke ist mitsamt Fußweg und Straßenbahntrasse in die Elbe gestürzt.
Unvorstellbar: Der westliche Zug der dreigliedrigen Carolabrücke ist mitsamt Fußweg und Straßenbahntrasse in die Elbe gestürzt.  © DPA/Robert Michael

Es geschah gegen 3 Uhr in der Nacht: "Es gab ein großes, schweres Geräusch. Der Boden hat gewackelt" - so beschrieben es Polizisten (via Funkspruch um 3.02 Uhr), die das Unglück in Hörweite erlebten und an der nahen Synagoge zum Objektschutz eingeteilt waren.

Auf einem Video des Fraunhofer-Instituts ist zu sehen, wie das etwa 100 Meter lange Teilstück des Brückenzuges ("C") plötzlich einstürzt - während der Auto-Verkehr auf den anderen beiden zunächst nicht betroffenen Brückenzügen ("A" und "B") normal weiterrollte. Zehn Minuten zuvor hatte noch eine Straßenbahn die Brücke gequert.

Kurz darauf gingen zwei wichtige Fernwärmeleitungen, die durchs Brückenbauwerk führen, zu Bruch, und auf der Altstädter Seite schossen Unmengen heißes Wasser (um 100 Grad) heraus, fluteten das Terrassenufer. Notfall-Maßnahmen der SachsenEnergie griffen, die entsprechenden Leitungen konnten abgeriegelt werden.

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Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr sperrten die Umgebung ab, sichteten mit Fachleuten das Bauwerk. Man habe "null Anhaltspunkte für ein strafbares Verhalten", sagte Polizeisprecher Thomas Geithner (50) mit Blick auf einen möglichen Anschlag oder Sabotageakt. Eine Explosion kurz vorm Einsturz sei nicht wahrgenommen worden.

Der städtische Abteilungsleiter "Brücken- und Ingenieurbauwerke" Holger Kalbe (54) äußerte nach persönlicher Sichtung die Vermutung, Korrosion könnte die Stahlstäbe der Spannbetonbrücke angegriffen haben. Der Rost könne durch den Mineralstoff Chlorid entstanden sein, etwa durch den Einsatz von Streusalz im Winter.

TU-Dresden-Experte gibt Einschätzung ab

Äußerte zuerst die mögliche Rost-Erklärung: Holger Kalbe (54), städtischer Abteilungsleiter der Brücken- und Ingenieurbauwerke.
Äußerte zuerst die mögliche Rost-Erklärung: Holger Kalbe (54), städtischer Abteilungsleiter der Brücken- und Ingenieurbauwerke.  © Hermann Tydecks

"Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt", so Kalbe. Möglicherweise sei das Chlorid an der Stelle eines Mastes der Verkehrsbetriebe "massiv eingedrungen" und habe "zu einer Korrosion der Bewehrung geführt".

Im Rathaus habe man sich seit Jahren mit dem Zustand der Carolabrücke befasst. Deshalb seien die Brückenzüge "A" und "B" bereits saniert worden. Anfang 2025 wäre der nun eingestürzte Teil dran gewesen.

"Dass der Zustand im Brückenzug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, war nicht vorhersehbar. Man steckt in so einem Bauwerk halt nicht drin", sagte Kalbe. Laut TU-Dresden-Experte Manfred Curbach (57) gebe es für den Einsturz "wahrscheinlich mehrere Ursachen".

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OB Dirk Hilbert (52, FDP) am Mittag: "Wir können nur dankbar sein, dass niemand bei diesem schrecklichen Ereignis zu Schaden gekommen ist." Die Feuerwehr geht von akuter Einsturzgefahr aus, rechnet damit, "dass weitere Teile der Brücke einstürzen könnten". Besonders gefährdet ist der bereits eingestürzte Brückenzug. Dieser war mit dem mittleren Zug verbunden.

Fachleute versuchen, das Bauwerk zu sichern, überwachen eventuelle Bewegungen. Sie untersuchen auch, wie stark die verbliebenen beiden Brückenzüge beschädigt wurden. Eine Stadtsprecherin ging davon aus, dass die Brücke "monatelang" gesperrt bleiben muss.

Titelfoto: DPA/Robert Michael

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