Einsturz der Carolabrücke: Erste Ergebnisse zur Ursache liegen offiziell vor!

Dresden - Turbulente Woche für Dresden: Vor genau sieben Tagen stürzte am frühen Mittwochmorgen ein Teil der Carolabrücke zusammen. Wenige Tage später setzte dann Hochwasser ein.

Ein großer Teil der eingestürzten Carolabrücke ist von der Elbe überspült worden.
Ein großer Teil der eingestürzten Carolabrücke ist von der Elbe überspült worden.  © Robert Michael/dpa

Es war gegen 3 Uhr, als das folgenschwere Unglück passierte. Das Mittelstück von Brückenzug C brach ein und krachte in die Elbe.

Auf den großen Schock folgten viele Fragen zur Ursache und bisherigen Versäumnissen. Noch immer sind viele Details ungeklärt.

Zunächst galt es, die Brücke auf die einsetzende Hochwasser-Situation vorzubereiten. Einen weiteren Teil von Zug C hatten Sprengmeister wegen Instabilität bereits kontrolliert zum Einsturz gebracht.

Hochwasser im Liveticker: Donau-Hochwasser wandert langsam flussabwärts
Hochwasser Hochwasser im Liveticker: Donau-Hochwasser wandert langsam flussabwärts

Die dabei entstandenen Trümmer sind anschließend von zahlreichen Arbeitern zügig beseitigt worden, damit der Elbe ausreichend Platz für steigende Pegelstände gegeben werden kann, ohne dass sich Aufstauwirkung und Strömungsgeschwindigkeit signifikant verändern - mit Erfolg, wie sich später gezeigt hat.

TAG24 berichtet im Liveticker!

Die Carolabrücke im TAG24-Livestream

18. September, 17.04 Uhr: Großteil der Dresdner Brücken in gutem Zustand

Laut einer Mitteilung der Stadt Dresden weisen die insgesamt 314 Brücken von Dresden zu 72 Prozent Zustandsnoten von 2,4 Prozent oder besser auf.

"In den vergangenen Jahren konnte der Anteil der Brücken mit Zustandsnoten von 3,0 oder schlechter von sieben Prozent auf vier Prozent gesenkt werden", schreibt die Stadt.

Der eingestürzten Carolabrücke wurde bereits seit 2013 die Note 3 - "nicht ausreichend" - attestiert.

18. September, 16.57 Uhr: Stadt zieht diese weiteren Ursachen in Betracht

Als eine Ursache für den Teileinsturz der Carolabrücke konnte bereits festgestellt werden, dass 25 Prozent der Spannglieder vorgeschädigt waren.

Doch auch weitere Gründe werden weiterhin in Betracht gezogen: "Ebenso werden Betonversagen, Gelenkversagen, Verbundversagen der Betonstahlbewehrung und Ermüdung als Schadensszenarien betrachtet", heißt es in einer Mitteilung der Stadt im Anschluss an die Pressekonferenz am Mittwoch.

18. September, 16.34 Uhr: Wird Augustusbrücke für Kfz-Verkehr freigegeben?

Das Rathaus prüft, ob die Augustusbrücke für den Kfz-Verkehr freigegeben werden kann, hat jedoch Bedenken ob der Machbarkeit und Sicherheit.

Aktuell fahren vier Straßenbahnlinien über die Brücke, durchschnittlich wird dort alle 75 Sekunden eine Haltestelle bedient. Hinzu kommen 9.000 passierende Fußgänger und 10.000 Radfahrer pro Tag. Auf der Augustusbrücke kämen bei einer Freigabe laut Modellrechnung 12.500 Kraftfahrzeuge pro Tag zusammen.

Die Autos müssten sich dann mit der Straßenbahn eine Fahrspur teilen. "Wir hätten es dort mit einer erheblichen Konfliktsituation zu tun", so Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne).

Fahren bald auch Autos über die Augustusbrücke?
Fahren bald auch Autos über die Augustusbrücke?  © Petra Hornig

18. September, 16.30 Uhr: Geborgene Spannglieder werden untersucht

Insgesamt 18 Meter Spanngliedmaterialien wurden von dem eingestürzten Brückenzug der Carolabrücke geborgen.

Sie werden derzeit in Werkstätten genauestens analysiert, wie auf der Pressekonferenz am Mittwoch bekannt wurde.

18. September, 16.18 Uhr: Erste Ergebnisse zur Einsturzursache

TU-Bauexperte Steffen Marx (55) erklärt das aktuelle Vorgehen: "Unsere Untersuchungen zur Schadensursache gehen in verschiedene Richtungen. Ein erstes Ergebnis ist, dass etwa 25 Prozent der Spannglieder eine Vorschädigung hatten."

Denkbar als Einsturzursache sind demnach etwa eine Spannungsrisskorrosion, eine durch Chlorid induzierte Korrosion (beispielsweise durch Tausalz) oder eine sogenannte Streustromkorrosion. Unter Letzterer verstehen Fachleute einen durch den Strom in der Straßenbahn-Oberleitung verursachten elektrochemischen Prozess, der den Spannstahl belasten kann.

TU-Bauexperte Steffen Marx (55).
TU-Bauexperte Steffen Marx (55).  © Lennart Zielke

18. September, 16.08 Uhr: Personelle Konsequenzen nach Brückeneinsturz?

Gefragt nach möglichen personellen Konsequenzen antwortete Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne): "Es war zu erwarten, dass hier versucht wird, politisches Kapital daraus zu schlagen."

Den 19 Punkte umfassenden Fragenkatalog von Zastrow/Ladzinski möchte der Beigeordnete zügig abarbeiten. "Wir warten weitere Untersuchungsergebnisse ab", so Kühn.

18. September, 16.05 Uhr: Dresdens Brücken unter "permanenter Beobachtung"

"Dresden hat ingesamt 24 Spannbetonbrücken. Sie stehen jetzt unter permanenter Beobachtung", erklärte Simone Prüfer (59), Leiterin des Straßen- und Tiefbauamts, auf der Pressekonferenz am Mittwoch.

So wird etwa die Brücke über die Anlagen der Deutschen Bahn an der Königsbrücker Straße permanent messtechnisch überwacht.

Dresdens Spannbetonbrücken werden nach dem Teileinsturz der Carolabrücke genauestens beobachtet.
Dresdens Spannbetonbrücken werden nach dem Teileinsturz der Carolabrücke genauestens beobachtet.  © Lennart Zielke

18. September, 15.41 Uhr: Kaum Ausweichmöglichkeiten

Sollte es in Dresden zu weiteren Verkehrsstörungen kommen, wird es brenzlig.

Im Modell der Stadt heißt es dazu, dass es "kaum Ausweichmöglichkeiten bei zusätzlichen Verkehrsstörungen", etwa durch Verkehrsunfälle, gibt.

18. September, 15.35 Uhr: Albertbrücke bekommt Wegfall der Carolabrücke deutlich zu spüren

Vor dem Teileinsturz fuhren einem Modell der Stadt Dresden zufolge täglich 34.500 Kraftfahrzeuge über die Carolabrücke.

Der Großteil davon fährt nun über die Albertbrücke, die dem Modell zufolge von 18.500 zusätzlichen Fahrzeugen, die eigentlich über die Carolabrücke gefahren wären, überquert wird.

Auch die Marienbrücke (plus 9.500 Fahrzeuge) und die Waldschlösschenbrücke (plus 7.500) bekommen den Wegfall der Carolabrücke deutlich zu spüren.

Ein Modell der Stadt zeigt, wie sich der Verkehr nach dem Teileinsturz der Carolabrücke verteilt.
Ein Modell der Stadt zeigt, wie sich der Verkehr nach dem Teileinsturz der Carolabrücke verteilt.  © Lennart Zielke

18. September, 15.25 Uhr: Baubürgermeister Kühn spricht von "angespannter Verkehrssituation"

"Wir haben durch den Wegfall der Carolabrücke eine sehr angespannte Verkehrssituation in der Stadt", sagte Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vor dem Bauausschuss.

Die Marienbrücke und die Albertbrücke tragen dabei Hauptlast des Kfz-Verkehrs, die Augustusbrücke übernimmt die Hauptlast der Straßenbahnen.

Steffen Marx (55, v.l.n.r) vom Institut für Massivbau der TU Dresden, Simone Prüfer (59), Leiterin des Straßen- und Tiefbauamts und Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) am Mittwoch im Dresdner Rathaus.
Steffen Marx (55, v.l.n.r) vom Institut für Massivbau der TU Dresden, Simone Prüfer (59), Leiterin des Straßen- und Tiefbauamts und Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) am Mittwoch im Dresdner Rathaus.  © Lennart Zielke

18. September, 14.47 Uhr: Bauausschuss tagt zur Carolabrücke

Am heutigen Mittwoch beschäftigt sich der Bauausschuss im Dresdner Rathaus mit der eingestürzten Carolabrücke.

Um 16 Uhr soll dort unter anderem über die eingerichtete Task-Force "Verkehr", die Prüfung weiterer Dresdner Brücken sowie über erste Erkenntnisse zur Ursache des Teileinsturzes diskutiert werden.

Im Vorfeld, um 15 Uhr, findet deshalb eine Pressekonferenz statt. TAG24 ist vor Ort und berichtet.

Auf der Pressekonferenz werden Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne), Simone Prüfer (59) vom Straßen- und Tiefbauamt sowie Steffen Marx (55) vom Institut für Massivbau der TU Dresden sprechen.
Auf der Pressekonferenz werden Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne), Simone Prüfer (59) vom Straßen- und Tiefbauamt sowie Steffen Marx (55) vom Institut für Massivbau der TU Dresden sprechen.  © Lennart Zielke

18. September, 14.10 Uhr: Deshalb ist Aufstauwirkung geringer als anfangs angenommen

Erste Modellrechnungen gingen davon aus, dass die eingestürzten Teile der Carolabrücke eine Aufstauwirkung der Elbe von 30 bis 50 Zentimetern zur Folge haben. Die Angabe konnte nun nach unten korrigiert werden.

"Der Aufstau beträgt nur 20 Zentimeter bis zum Blauen Wunder, weil der Anstieg des Elbpegels geringer ausfällt als ursprünglich angenommen", erklärte Jens Focke (59), Abteilungsleiter Geodatenerfassung der Stadt Dresden, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

Die Aufstauwirkung der Carolabrücke ist sehr gering.
Die Aufstauwirkung der Carolabrücke ist sehr gering.  © Thomas Türpe

18. September, 11.12 Uhr: Männer wollten Carolabrücke betreten

Am Dienstagabend haben Ordnungshüter verhindert, dass ein 36-Jähriger und ein 46-Jähriger die nach dem Teileinsturz gesperrte Dresdner Carolabrücke betreten.

Das Duo wurde vom Ordnungsamt gestoppt, teilte ein Sprecher der Polizei gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA) mit. Da die Männer eine Schreckschusswaffe dabei hatten, kamen sie in die Obhut der Polizei. Gegen sie wird nun wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt.

Ordnungshüter hinderten die Männer am Betreten der gesperrten Carolabrücke.
Ordnungshüter hinderten die Männer am Betreten der gesperrten Carolabrücke.  © DPA/Robert Michael

18. September, 7.48 Uhr: Stadtrat hat viele Fragen zur Katastrophe

Die zwei Stadtratsfraktionen Team Zastrow und AfD fordern eine transparente Aufarbeitung des Carolabrücken-Teil-Einsturzes.

Notfalls soll dies erzwungen werden. Mehr dazu lest Ihr im Artikel: Viele Fragen nach Carolabrücken-Katastrophe: "Warum hielt man Fahrradstraße für wichtiger?"

Titelfoto: Lennart Zielke

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