Das ist die erste Vermutung zur möglichen Ursache des Teileinsturzes der Carolabrücke

Dresden - Dresden ist in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch nur ganz knapp einer Katastrophe entgangen. Teile der Carolabrücke sind gegen 3 Uhr auf einer Länge von rund 100 Metern eingestürzt (wir berichten im Liveticker vom Unglück). Wie durch ein Wunder wurde dabei niemand verletzt. Jetzt gibt es eine erste Vermutung zu einer der möglichen Ursachen.

Holger Kalbe (54), Brückenexperte der Stadt Dresden, war einer der ersten Menschen vor Ort nach dem Teileinsturz der Carolabrücke.
Holger Kalbe (54), Brückenexperte der Stadt Dresden, war einer der ersten Menschen vor Ort nach dem Teileinsturz der Carolabrücke.  © Hermann Tydecks

Holger Kalbe (54), Brückenexperte der Stadt Dresden, war einer der ersten Menschen vor Ort, nachdem Teile der Brücke in die Elbe gestürzt waren.

Nach seiner persönlichen Sichtung und Analyse der Lage sagte er am Mittwoch vor Ort: "Es könnte passiert sein, dass Chlorid in das Bauwerk eingedrungen ist und so die Stahlträgerkonstruktion angegriffen hat."

Die Carolabrücke ist eine einzigartige Stahlbeton-Konstruktion, eine sogenannte Spannbetonbrücke. Das bedeutet, dass Stahlstäbe den Beton durchziehen und so für Stabilität der Brücke sorgen.

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Die Stäbe könnten laut der Vermutung des Experten von Rost angegriffen worden sein und somit könnte es zu einer weitreichenden Beschädigung im Inneren der Elbquerung gekommen sein.

"Im Jahr 1996 wurde die Brücke das letzte Mal komplett instand gesetzt", berichtete Kalbe. Dabei ist eine Prüfung der Konstruktion im Inneren aber natürlich nicht möglich.

Verschwörungstheorien erteilt auch Prof. Manfed Curbach (57) vom Institut für Massivbau der Universität Dresden eine klare Absage: "Uns liegen keinerlei Informationen vor, die auf Fremdeinwirkung oder Sabotage hindeuten", sagte er auf TAG24-Nachfrage.

Teileinsturz der Carolabrücke: Vor allem zu DDR-Zeiten könnte mit großen Mengen Chlorid gestreut worden sein

Ein Teil der Carolabrücke in Dresden ist eingestürzt.
Ein Teil der Carolabrücke in Dresden ist eingestürzt.  © Hermann Tydecks
Das Technische Hilfswerk baut an der Brücke Technik auf.
Das Technische Hilfswerk baut an der Brücke Technik auf.  © Malte Kurtz

Das Chlorid könnte beispielsweise durch Streusalz durch den Beton in die Stahlstäbe eingedrungen sein.

Kalbe betonte aber, dass dies nur eine Vermutung zu einer der Ursachen ist, dass bei solch einem Unglück aber "weitere Ursachen" eine Rolle gespielt haben müssen.

Das bestätigt auch Curbach: "Brückeneinstürze, wie der an der Carolabrücke, sind außerordentlich selten und haben meist komplexe und oft vielfältige Ursachen. Materialverhalten kann dabei eine Rolle spielen. Es ist gegenwärtig nicht seriös möglich, die Frage nach den Ursachen des Einsturzes zu beantworten. Es bedarf hier genauer Analysen, die mehrere Wochen in Anspruch nehmen werden."

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Es ist bekannt, dass Frost-Taumittel auch zu Betonkorrosion führen. So kommt es zu Rissen in der Betondecke. Wenn das Chlorid sich dann durch den Beton frisst und zum Stahl vordringt, kommt es dort zu einem Rostvorgang.

Der Experte bezog sich dabei vor allem auf die DDR-Zeit, in der offenbar mit einer größeren Menge Chlorid gestreut wurde. Kalbe sprach von einem "massiven Chlorideintrag zu DDR-Zeiten".

Heutzutage wird auch "technisches Natriumchlorid" verwendet, das darf aber einen Salzgehalt von zehn Prozent nicht übersteigen.

Erstmeldung um 11.05 Uhr, aktualisiert um 14.32 Uhr.

Titelfoto: Hermann Tydecks

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