Carolabrücke lässt Händler-Kasse klingeln: Großer Ansturm auf Gedenksteine!
Dresden - Schon die "Mauerspechte" verkloppten vor mehr als drei Jahrzehnten den Beton aus dem gefallenen Berliner Grenzwall. Dass ein Unternehmer jetzt also auch mit der eingestürzten Carolabrücke Kasse macht, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Doch der Ansturm auf die Erinnerungssteine ist enorm.
Die Idee sei ihm nach dem Einsturz spontan in den Sinn gekommen, sagt der Dresdner Ladeninhaber Hendrik M. Dietrich (54).
Seit 26 Jahren betreibt er den Geschenkeladen "Catapult" in der Neustadt, lichtete am Tag nach dem Einsturz die eingekrachte Brücke fürs Fotoalbum ab. Dann der Geistesblitz. "Im Catapult sind wir schon häufiger kreativ geworden, um Marktlücken zu finden. Das war hier genauso."
Dietrich fand heraus, welche Firma für den Abbruch der Brücke verantwortlich ist, erhielt die Erlaubnis, den historischen Bauschutt kostenfrei für sein Projekt nutzen zu dürfen.
"Das Material gab es umsonst. Dutzende Arbeitsstunden für die Hochdruckreinigung, das Trocknen und Bekleben der Steine leisten wir neben unserer regulären Arbeit." Denn die wegen des Hochwassers verschlammten Steine wären ohne Bearbeitung nicht zum Verkauf geeignet gewesen.
Preis pro Stein ab 10 Euro
Was gehört noch zur Herstellung des neuen Brücken-Souvenirs? Zu nennen wäre die schwarz-goldene Plakette, die jeden kleinen Stein (vier bis neun Zentimeter, 10 Euro) und großen Stein (ab neun Zentimeter, 20 Euro) ziert.
Die Plakette zeigt das Foto, das Dietrich kurz nach dem Einsturz schoss. "Die Farbgebung ist nicht willkürlich, sondern an das Stadtwappen angelehnt."
Per Lasertechnik wird das Motiv auf die Plättchen gebracht, die Schilder mit Betonkleber festgeleimt - zunächst auf eine limitierte Stückzahl von 30 Steinen.
Seit das erste Trümmerteil am Mittwoch verkauft wurde, reißt die Nachfrage nicht ab. "Die Idee hat eingeschlagen wie eine Bombe. Damit haben wir nicht gerechnet", so Dietrich.
Aktion soll limitiert bleiben
Jetzt seien sie im "Catapult" pausenlos mit dem Bearbeiten und Versenden der Online-Bestellungen beschäftigt.
"Mancher Kunde wohnt direkt am Terrassenufer, konnte die Brücke jahrzehntelang aus der Wohnung sehen. Jetzt können sie sich einen Erinnerungsstein in die Schrankwand oder auf die Fensterbank stellen", erzählt Mit-Geschäftsführer Torsten Daae (49).
Aber nur, solange der Vorrat reicht. "Wir produzieren aktuell neue Chargen, aber die Aktion soll limitiert bleiben", so Dietrich.
Schließlich bleibe abzüglich der geleisteten Arbeitsstunden, Mehrwertsteuer und 1 Euro Spende an den Fernsehturm-Verein pro Stein kein Gewinn für die Ladenbetreiber mehr übrig.
Titelfoto: Montage: Steffen Füssel (2)