Gutachten zu Brückeneinsturz ignoriert? Bauingenieur relativiert angebliche Versäumnisse
Dresden - War der Zustand der teileingestürzten Carolabrücke dem Rathaus schon seit Jahren durch Gutachten bekannt? Knappe Zitate aus verschiedenen Dokumenten geistern dazu seit Wochen durch die Öffentlichkeit. Nun bezog TU-Professor Steffen Marx (55) zu den Vorwürfen Stellung.
Der Bauingenieur leitet die Untersuchungen zum Einsturz. Er und sein Team gehen derzeit davon aus, dass der Kollaps von Brückenzug C durch die sogenannte Spannungsrisskorrosion der Spannglieder verursacht wurde.
Die sei schon beim Bau der Brücke initiiert worden und habe sich von außen unsichtbar und über Jahre hinweg im Inneren des Bauwerks vollzogen.
Marx schreibt mit Blick auf ein im April 2024 erstelltes Gutachten, dass es zwar Hinweise auf erhöhte Chloridwerte und Schäden an der Betonstahlbewehrung gab. Das betreffende Schriftstück habe jedoch keine Aussage über die Tragfähigkeit des maßgebenden Spannstahls getroffen.
Die ebenfalls zitierte "plastische Verformung" (festgestellt in einem Prüfbericht von 2017) sei "seit Langem bekannt" und ferner ein "übliches Phänomen bei Spannbetonbauwerken".
AfD-Stadtrat erhebt schwere Vorwürfe
AfD-Stadtrat und Baupolitiker Thomas Ladzinski (35) reagierte auf den Bericht und bemängelte, die genannte wegkorrodierte Bewehrung habe die Aufgabe, den Einsturz der Brücke durch Risse anzukündigen, nicht mehr übernehmen können.
Er wirft der Verwaltung das Ignorieren einer wichtigen Richtlinie vor. Ladzinski: "Diese Fahrlässigkeit muss Konsequenzen haben!"
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, Thomas Türpe