Bombe an Carolabrücke legt am Donnerstag Dresden lahm
Dresden - Als gäbe es nicht schon genug (Verkehrs-)Ärger mit einer fehlenden Stadtbrücke, ist Mittwochvormittag zusätzlich eine Weltkriegsbombe bei Abrissarbeiten unterhalb der eingestürzten Carolabrücke entdeckt worden. Jeder, der im Radius von 1000 Metern zum Fundort wohnt oder arbeitet, muss diesen Bereich bis am Donnerstag um 9 Uhr verlassen haben! Rund 10.000 Menschen sind betroffen.
Laut Polizeiangaben soll ein Baggerfahrer einen verdächtigen Gegenstand mit seiner Schaufel aus der Elbe gehoben hatte: "Der angerückte Kampfmittelbeseitigungsdienst bestätigte, dass es sich um eine Weltkriegsbombe handelt", so Polizei-Sprecher Karsten Jäger (37) am Morgen.
Der Sprengkörper sei englischer Bauart und 250 Kilogramm schwer. Die Polizei sperrte die Fundstelle im Umkreis von 1000 Metern ab und leitete Evakuierungsmaßnahmen ein: "Wir werden morgen mit polizeilichen Maßnahmen schauen, dass das Gebiet leer ist. Hier ist Eigenverantwortung gefragt", unterstrich der Polizeisprecher Mittwochnachmittag.
Der Absperrkreis muss deswegen so groß sein, da rund um den Fundort sehr flaches Gelände vorliegt, Splitter entsprechend weit fliegen könnten.
Christoph Springer (61), Sprecher der Weißen Flotte, sieht sich vor eine immense logistische Herausforderung gestellt: "Mit August dem Starken, Pillnitz, Dresden und Leipzig sind vier unserer Schiffe am Terrassenufer geparkt und müssen dort bleiben."
Auch das Polizeipräsidium muss evakuiert werden
Hilfe braucht das Seniorenheim am Käthe-Kollwitz-Ufer: "Viele unserer Patienten können nicht mehr selbstständig laufen. Wir erstellen eine Liste mit den Pflegegraden und erhalten Hilfe vom Katastrophenschutz", so eine Angestellte im Seniorenheim.
Sogar das Dresdner Polizeipräsidium muss evakuiert werden: "Wir müssen aus unserer Polizeidirektion raus mit allem, einschließlich des Notrufs. Es gehen keine Notrufe verloren, wir werden umziehen für diesen Zeitraum und die Notrufe auf dem Polizeirevier der Stauffenbergallee entgegennehmen", berichtet Thomas Geithner (59) von der Polizeidirektion Dresden.
Ebenso geht im Rathaus am Donnerstag nichts mehr: "Wer mobil arbeiten kann, wird das tun", so Sicherheitsbürgermeister Jan Pratzka (52, CDU), der den Stab für außergewöhnliche Ereignisse leitet. "Wir werden bei der Feuerwehr in Übigau unterkommen."
Das zentrale Bürgerbüro in der Theaterstraße bleibt allerdings offen. Die DEHOGA wurde informiert, die Hotels im Bereich zu alarmieren.
Erhebliche Einschränkungen bei den DVB
Betroffen auch das Regierungsviertel auf Neustädter Seite: "Spätestens seit Corona sind wir so gut aufgestellt, dass alle Mitarbeiter von zu Hause arbeiten können", berichtet Ministeriums-Sprecher Jörg Förster.
Die Staatlichen Kunstsammlungen und der Kulturpalast bleiben geschlossen. Die Dresdner Verkehrsbetriebe kündigen für den Morgen "erhebliche Verkehrseinschränkungen" an.
Gegen 7 Uhr werden im betroffenen Bereich die Sirenen warnen, außerdem werden die Bürger über Warn-Apps informiert.
Titelfoto: Bildmontage: Landeshauptstadt Dresden, X/Polizei Sachsen, xcitepress/Benedict Bartsch