Trinken ist Out: Wieso junge Menschen Alkohol zunehmend ablehnen
Deutschland - Verrauchte Restaurants gehörten bei unseren Eltern oder Großeltern noch zum Gesellschaftsbild wie regelmäßiger Alkoholkonsum zu jedem Anlass, der sich eben so bot. Heute sind wir mitten in einer langfristigen Trendwende, denn immer mehr junge Leute lehnen Alkohol ab.
Silvester, Weihnachten, Geburtstage, Firmen-Events oder schlichtweg das Feierabend-Bier: Immer seltener greifen junge Menschen zu Alkohol. Laut dem Nachrichtendienst "Q102" haben bereits mehrere Studien diesen gesellschaftlichen Wandel bestätigen können.
Ein Report von Berenberg Research, einem der größten Untersuchungsunternehmen Europas, zeigt, dass Angehörige der Generation Z (Menschen, die in den späten 1990ern bis Anfang der 2010er geboren sind) 20 Prozent weniger Alkohol trinken, als die Generation vor ihnen (Generation Y, 1980er bis 1990er).
Eine separate Studie der australischen Universität New South Wales unterstützt dieses Ergebnis und spricht sogar von 44 Prozent der 18 bis 24-Jährigen, die im Schnitt weniger trinken als Ältere.
Die Gründe für das sinkende Interesse an Alkohol sind verschieden und reichen von religiösen Motiven, über mangelnde Attraktivität der Produkte sowie günstigeren "Konkurrenz-Angeboten" wie Marihuana, bis hin zu dem Wunsch nach einem gesünderen Lebensstil.
Dies sei kein neuer Trend so Q107. Seit den Baby-Boomern, also der Generation, die in den 1940ern bis 1960ern geboren wurde, konsumierten Menschen von Generation zu Generation immer weniger Alkohol. So tranken Angehörige der Generation X, weniger als die Baby-Boomer und Millennials (Gen. Y) wiederum seltener als die Gen-Xer vor ihnen.
Die Trendwende gegen den Alkoholkonsum ist weltweit zu beobachten
Von den vielen Gründen auf Alkohol zu verzichten, war Geld sicher einer der größten innerhalb der noch andauernden Inflation im Zuge des Ukraine-Kriegs.
Dr. Domique Marisano, der auf Schadensminderung spezialisierte klinische Psychologe der Universität New South Wales meinte: "Die Inflation war ein Problem, und Alkohol ist teuer, besonders in Kanada, daher ist es für junge Leute im Moment schwer, ihn sich zu leisten."
Er meinte außerdem, dass Menschen gesundheitsbewusster geworden seien und ihre Gewohnheiten auf andere Substanzen umgestellt hätten.
"Mit dem Aufkommen psychedelischer Therapien und Diskussionen über Psychedelika, gibt es meiner Meinung nach bei jungen Menschen eine große Neugier auf Pilze, auf LSD und auf verschiedene Drogen, die es da draußen gibt", erklärte Marisano.
Der Wunsch nach bewusstseinsverändernden Substanzen ist also nach wie vor vorhanden. Er verlagert sich nur auf "natürlichere" Produkte, die dem Körper langfristig weniger schaden könnten. Doch was den persönlichen Geldbeutel schont, ist schlecht für den weltweiten Alkohol-Handel, der sich in den kommenden Jahren wohl auf geringere Umsatzzahlen einstellen muss.
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