So viele Drogentote in NRW wie nie zuvor: Experten schlagen Alarm!
Düsseldorf - Nordrhein-Westfalen hat ein riesiges Drogenproblem: Wie das NRW-Innenministerium bekannt gibt, sind im vergangenen Jahr insgesamt 872 Menschen im Zusammenhang mit Drogen gestorben - so viele wie nie zuvor.
Besonders alarmierend: Seit 2015 (181 Drogentote) hat sich die Zahl fast verfünffacht. Angesichts des erneuten Höchststands zeigen sich auch Suchtforscher zunehmend besorgt.
Dass die Ursachen für diesen Anstieg in NRW bis jetzt nicht klar seien, liege an einer unzureichenden Datenbasis, sagt Professor Daniel Deimel (TH Nürnberg). "Es wird viel zu wenig obduziert und viel zu wenig toxikologisch begutachtet. Die Qualität der Daten ist rudimentär."
Unbestritten sei aber: "Bei einem akuten Drogentod spielen Opioide die Hauptrolle. Das Atemzentrum wird gelähmt."
Bei einer bundesweiten Untersuchung von Heroin fand sich unlängst in 3,6 Prozent der Proben Fentanyl. "Das ist mehr, als ich gedacht habe", sagt Deimel.
Synthetische Opioide rund 100 Mal tödlicher als Heroin
Das Problem: Synthetische Opioide wie Fentanyl, auch als "Zombie-Droge" bekannt, sind 100 Mal tödlicher als Heroin. Statt 200 Milligramm Heroin reichen bereits 2 Milligramm Fentanyl für eine tödliche Überdosis. Suchtexperten empfehlen daher ein Drug-Checking, also die Möglichkeit, dass Drogenabhängige ihr Heroin auf tödliche Beigaben testen können.
Seit die Taliban in Afghanistan den Mohnanbau bekämpfen und die Mohnfelder vernichten, befürchten Experten wie Deimel ein Ausweichen auf die deutlich gefährlicheren synthetischen Opioide. Diese Entwicklung werde aber wohl erst noch einsetzen.
Daneben ist die Forschung auch wegen einer anderen Droge besorgt: "Crack ist auf dem Vormarsch", sagt Deimel. Crack kann leicht aus Kokain und Backpulver hergestellt werden.
Streetworker in Düsseldorf und Köln hatten bereits vor einiger Zeit Alarm geschlagen. Mit Crack sei die Drogenszene inzwischen in härtere Konsummuster abgerutscht. "Dadurch ist die Verelendung stärker geworden."
Titelfoto: Frank Leonhardt/dpa