Sie wollen ihr Kokain zurück! Banden planen Anschlag auf Zoll
Hamburg - Die Bedrohung ist groß! Im Hamburger Hafen stellt der Zoll jährlich tonnenweise Koks sicher. Erst vor Kurzem waren es rund 35 Tonnen Kokain.
Laut einem Lagebild des Bundeskriminalamtes (BKA) hat sich die Herstellungsmenge der Droge in Deutschland allein in den vergangenen beiden Jahren verdoppelt.
Recherchen des NDR und WDR zeigen jetzt auf, dass der Fund für die Zöllner zum großen Sicherheitsrisiko wird. Dabei soll es sich sogar um einen gezielten Angriff handeln.
Der Zoll Hamburg wurde in der vergangenen Woche von belgischen Kollegen informiert, dass bewaffnete Täter aus Frankreich einen Überfall planen. Ihr Ziel: 480 Kilogramm sichergestelltes Kokain.
Interne Dokumente des Zolls aus Bremen und Hamburg untermauern, dass "auf der Täterseite die Gewaltschaft deutlich zunimmt" und die Banden "zunehmend überlegener" bewaffnet seien. Der Zoll hat bereits eine bessere Ausrüstung angefordert, bislang jedoch ohne Erfolg.
Zoll fordert bessere Ausstattung
Dabei offenbart die derzeitige Rechtslage ein großes Problem. Vor der rechtskräftigen Verurteilung der Täter dürfen sicherstellte Drogen nicht vernichtet werden. Sie müssen so lange als Beweismittel aufbewahrt bleiben.
In Norddeutschland lagern also irgendwo zahlreiche Tonnen Kokain, der Schwarzmarktwert dürfte enorm sein. Die Lagerorte sollen wohl nur durch Alarmanlagen gesichert sein.
Die Zollfahndung Hamburg mahnte bereits 2022 die wachsende Gefährdung an und forderte eine bessere Ausrüstung. Schließlich rücken die Fahnder bei ihren Einsätzen nur mit Handfeuerwaffen an. Nur wenige Kräfte tragen Maschinenpistolen, und die müssten extra angefordert werden.
Daher wurde um eine Ausstattung mit Maschinenpistolen, Panzerwagen und mit starken Schutzwesten gebeten, auch die Forderung nach Helmen wurde laut. An der Containerprüfanlage im Hamburger Hafen tragen Zöllner überhaupt keine Waffen.
Der Forderung wurde bislang nicht nachgekommen, hieß es aus Zollkreisen. Lediglich der Bedarf an automatischen Waffen soll bislang vom Ministerium angefragt worden sein.
Laut Generalzolldirektion (GZD) werde gemeinsam mit den Behörden an einem Lagebild gearbeitet. Darunter würden auch "Fragen der Anpassung organisatorischer Abläufe, erforderlicher Führungs- und Einsatzmittel, der technischen Ausstattung und baulicher Maßnahmen behandelt" fallen. Generell stünde die GZD aber in einem "konstruktiven Austausch" mit dem zuständigen Bundesfinanzministerium.
Titelfoto: Armando Franca/AP/dpa