Sachsen will Cannabis-Freigabe so lang wie möglich verzögern: Neuer Suchtbericht alarmiert!
Dresden/Auerbach - Tragisch: Jährlich leiden 500 Neugeborene an den Folgen des Alkoholkonsums von Müttern während der Schwangerschaft. Auch Cannabis ist ein Problem. Das geht aus dem aktuellen Sächsischen Drogen- und Suchtbericht hervor, der am Dienstag vorgestellt wurde.
Was meint "aktuell"? Die Zahlen, auf die sich Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (65, SPD) anlässlich der Kabinettssitzung im vogtländischen Auerbach bezog, sind nicht wirklich taufrisch. Auf Basis von Befragungen und Auswertungen bilden sie nämlich die Situation zwischen 2016 und 2021 ab.
Zu den Problemen zählen danach die Mediennutzung (2018: 69 Fälle, 2021: 145 Fälle), auch der Umgang mit Stimulanzien wie Crystal oder Cannabis, obwohl hier die Fallzahlen zurückgegangen sind (Fälle gesamt 2016: 2 329, 2021: 1700).
"Cannabis ist und bleibt eine gefährliche Droge", sagte Köpping. Deshalb will Sachsen die geplante Freigabe über den Bundesrat aufschieben. Am Mittwoch soll dazu ein Antrag im Gesundheitsausschuss eingebracht werden.
Größtes Problem ist in Sachsen aber immer noch der Alkohol. 420.000 Sächsinnen und Sachsen der 15- bis 64-Jährigen hatten einen problematischen Alkoholkonsum in den vergangenen zwölf Monaten vor der Befragung.
Umfangreiche suchtbezogene Problemlagen in Sachsen
In den sächsischen Suchtberatungs- und -behandlungsstellen bildete Alkohol als Hauptdiagnose mit 53 Prozent weiterhin den Schwerpunkt.
Besonders tragisch ist es, dass jährlich circa 500 Kinder in Sachsen mit sogenannten Fetalen Alkoholspektrumstörungen (FASD) geboren werden - nicht mehr heilbare Geburtsdefekte als Folge von Alkoholmissbrauch während der Schwangerschaft.
"Die vorliegenden Daten zeigen, dass es in Sachsen leider umfangreiche suchtbezogene Problemlagen gibt", sagte Köpping.
Sie verwies gleichzeitig auf das überwiegend gut ausgebaute Hilfe- und Unterstützungssystem, das der Freistaat mit 7,5 Mio. Euro jährlich unterstützt.
Titelfoto: Bildmontage: picture alliance/dpa/Friso Gentsch, 123rf/auremar