Mysteriöser Tod von zwei Teenagern (†16, †19): Polizei steht vor einem Rätsel
Suchy Las (Polen) - Mitte November sind in Polen zwei junge Mädchen unter mysteriösen Umständen gestorben, eine dritte Person konnte gerettet werden.
Der erste verzweifelte Notruf kam aus einem der Häuser im Villenviertel von Suchy Las bei Poznań (Deutsch: Posen), der zweite aus einem Wohnblock im Poznańer Stadtteil Nowe Miasto.
Im ersten Fall wurde in einer Wohnung die Leiche einer 16-Jährigen gefunden. Im zweiten wurde zwei Tage später eine weitere junge Frau bewusstlos in einer Wohnung in Nowe Miasto entdeckt. Die 19-Jährige kam in ein Krankenhaus, bestätigte ein Sprecher der Polizei der Woiwodschaft Großpolen.
Dort starb der Teenager jedoch drei Stunden später, berichtete das polnische Nachrichtenportal Polsat News.
Zusammen mit der verstorbenen 16-Jährigen wurde außerdem deren Freund (17) aufgefunden. Auch er war bewusstlos, überlebte aber als Einziger. Ersten Ermittlungen zufolge könnten alle drei Teenager möglicherweise Schmerzmittel auf Opioid-Basis eingenommen haben.
"Es gibt einen sehr kleinen Unterschied zwischen der Dosis, die diesen euphorischen Rausch verursacht, und der Dosis, die töten kann", sagte der Toxikologe Eryk Matuszkiewicz.
Für Klarheit sollen nun die Autopsien der Teenager sowie toxikologische Tests sorgen, teilte die Bezirksstaatsanwaltschaft in Poznań mit.
Suchttherapeut: "Europa ist betrunken und unter Drogen"
Auf Opioiden basierende Medikamente können chronische, starke Schmerzen lindern. Die Ermittler prüfen nun auch, ob die betroffenen Jugendlichen eine neue, unbekannte Droge oder ein neues Medikament einnahmen oder Rauschmittel auf dem Schwarzmarkt kauften.
Ein weiteres Problem: Nach der Reform der EU-Arzneimittelregeln sollen Medikamente leichter zugänglich und auch erschwinglicher werden.
"Tatsächlich könnte man sagen, dass wir legale Drogen aller Art haben. Legal, weil man keine illegalen Quellen verwenden muss. Apotheken beliefern Kunden mit allen möglichen psychoaktiven Substanzen", sagte der polnische Suchttherapeut und Facharzt für Neurochirurgie, Robert Rutkowski.
Ihm zufolge könnten Medikamente ganz einfach online gekauft werden. Aus den verfügbaren Substanzen würden junge Leute dann ihre eigenen Mischungen herstellen. "Europa ist extrem betrunken und unter Drogen. Ich glaube, dass wir uns in einer kritischen Lage befinden", erklärte Rutkowski.
Nun werde geprüft, was zu den mysteriösen Todesfällen führte. Derzeit gehe die Polizei davon aus, dass ein neues Medikament auf den Markt gekommen ist. Auf die Ergebnisse der toxikologischen Tests müssen die Ermittler allerdings bis zu vier Wochen warten.
In der Zeit prüfen sie, wer die Betäubungsmittel an Jugendliche verkauft hat.
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