Beunruhigende Entwicklung: NRW ist Zentrale für Drogenversand
Düsseldorf - Nordrhein-Westfalen ist zu einem Logistikstandort für den internationalen Versand aller Drogenarten via Post geworden. Das stellt das neue Lagebild Rauschgiftkriminalität des Landeskriminalamts (LKA) fest.
Ursächlich seien dafür in erster Linie "Standortvorteile", so die Ermittler:
Eine "sehr lange und durchlässige Grenze zu den Niederlanden (und Belgien)" sowie die Anonymität in der Fläche und den Großstädten sowie die "ausgeprägte Infrastruktur" eines großen Paketdienstleisters mit vielen Einlieferungsstandorten und "günstigsten Preisen für den europaweiten Versand".
Im Internet gibt es laut LKA inzwischen regelrechte Verkaufsportale mit Produktbeschreibungen und Kundenbewertungen.
Die Lieferung erfolge frei Haus.
"Eine zunehmende Verlagerung des Betäubungsmittel-Handels in das Internet ist deutlich erkennbar", so die Ermittler.
Drogenkriminalität in NRW auf höchstem Stand seit 20 Jahren
Mit fast 70.000 erfassten Delikten hat die Rauschgiftkriminalität in NRW 2019 den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht. Das geht aus einem jetzt veröffentlichten Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) hervor.
Handel und Schmuggel stiegen demnach an (plus 13,8 Prozent im Vergleich zu 2018), es gab aber weniger direkte Beschaffungskriminalität (minus 8,9 Prozent). Der Anteil der Rauschgiftkriminalität an der Gesamtkriminalität stieg auf 5,6 Prozent - 0,3 Prozentpunkte mehr als 2018.
Die Gesamtzahl der Delikte mit Cannabis stieg 2019 um 2,5 Prozent an, die Polizei stellte 5,9 Prozent mehr davon sicher - insgesamt 1656 Kilo. 184 Cannabis-Plantagen wurden entdeckt.
Die Zahl der Heroin-Delikte blieb nahezu konstant (3191 Fälle). Einen starken Anstieg gab es bei Kokain: Plus 10,6 Prozent bei allen Delikten (4276).
Bei synthetischen Drogen liegt Amphetamin weit vorn. Die meisten der 292 Drogentoten (212) starben 2019 durch Langzeitschäden, 69 durch Vergiftungen.
Titelfoto: Boris Roessler/dpa