Erneuter Streit um die Bahnstrecke Hannover-Hamburg
Hamburg/Hannover – Im Dauerkonflikt über den Ausbau der Zugstrecke zwischen Hannover und Hamburg ist abermals Streit in der niedersächsischen Politik entbrannt. CDU-Verkehrspolitiker Marcel Scharrelmann (41) forderte am Montag von Verkehrsminister Olaf Lies (56, SPD), die klare Linie des Landes in der rot-grünen Landesregierung durchzusetzen.
"Klimaschutz – auch in der Verkehrspolitik – gelingt nur mit den Menschen vor Ort, nicht über ihre Köpfe hinweg. Das sollten auch die Grünen im Land endlich begreifen", kritisierte Scharrelmann.
Stephan Christ (32), verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, hatte am Wochenende eine Neubautrasse zwischen den beiden Städten ins Spiel gebracht.
"Der Aus- und Neubau im Bestand ist mit Sicherheit nach jahrzehntelanger Diskussion die einfachste und eine erstrebenswerte Lösung", sagte Christ.
Wenn die mit einem Aus- und Neubau geschaffenen Kapazitäten jedoch nicht ausreichten, um die angestrebte Erhöhung der Fahrgastzahlen zu meistern, würden sich die Grünen dafür einsetzen, dass auch Züge in der Lüneburger Heide halten, sagte Christ.
"Denn es ist möglich, dass im Falle einer Neubautrasse auch die Menschen in der Region zwischen den Zentren profitieren", betonte Christ. Die potenzielle Neutrasse durch die Lüneburger Heide müsste umwelt- und Landschafts-schonend gebaut werden, sagte der Grünen-Politiker.
Lars Klingbeil: "Ich habe nichts davon, wenn hier der ICE durchfährt und wir können winken!"
Seit Jahren gibt es Streit darüber, wie die Modernisierung der Strecke auf der wichtigen Nord-Süd-Achse umgesetzt werden soll. Im Kern geht es um die Frage, ob die bestehende Strecke ausgebaut oder eine komplett neue Strecke gebaut wird.
Im Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung heißt es: "Wir werden uns auf der Bundesebene dafür einsetzen, dass der Ausbau der Schiene im Städtedreieck Hamburg-Bremen-Hannover durch die Bündelung mit vorhandener Infrastruktur landschafts- und umweltschonend gestaltet wird."
Der Wahlkreis des SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil (45) ist im Heidekreis und somit entlang einer potenziellen Neubautrasse. "Ich habe nichts davon, wenn hier der ICE durchfährt und wir können winken", sagte Klingbeil laut "Spiegel" bei einem Protesttag im Juli.
Grünen-Politiker Christ kritisierte Klingbeil. "Es passt unserer Ansicht nach nicht zusammen, wenn sich SPD-Chef Klingbeil auch aus Gründen des Umweltschutzes gegen eine neue Bahntrasse ausspricht, gleichzeitig aber fordert, die A7 auf sechs Fahrstreifen zu erweitern." Klingbeil ließ eine Anfrage am Montag zunächst unbeantwortet.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa