Warnstreiks vom Tisch! Deutsche Bahn und EVG einigen sich

Von Michel Winde, Matthias Arnold

Berlin - Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich auf einen Tarifvertrag für rund 192.000 Beschäftigte geeinigt.

Am Hauptbahnhof hatte die EVG Anfang Februar noch zu einer Kundgebung aufgerufen.
Am Hauptbahnhof hatte die EVG Anfang Februar noch zu einer Kundgebung aufgerufen.  © Hannes P Albert/dpa

Das teilte die Bahn der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. Der nächste Warnstreik im Konzern kommt damit frühestens im März 2026 auf die Fahrgäste zu.

Über die Details des neuen Tarifvertrags wollen Bahn und Gewerkschaft gemeinsam am Nachmittag informieren. Die Gespräche liefen seit Mittwoch.


Mit dem Tarifabschluss haben beide Seiten das Ziel erreicht, noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay hatte vor Beginn dieser dritten Tarifrunde gesagt, es liege ein hartes Stück Arbeit vor den Tarifparteien.

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Inwieweit die Gewerkschaft nun ihre Forderungen durchsetzen konnte, blieb zunächst offen. Die EVG hatte unter anderem 7,6 Prozent mehr Einkommen sowie zusätzlich 2,6 Prozent für Schichtarbeiter gefordert.

Ein Teil dieses Zusatzgeldes sollte in freie Tage umgewandelt werden können. Außerdem wollte die Gewerkschaft eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2027.

Der aktuelle Tarifvertrag zwischen Bahn und EVG gilt noch bis Ende März, deshalb wären Warnstreiks bei einem Scheitern der Verhandlungen frühestens im April möglich gewesen. Dass der neue Vertrag zwischen Bahn und EVG jetzt ohne einen einzigen Warnstreik steht, ist ungewöhnlich. Zuletzt hat es das nach Gewerkschaftsangaben 2016 gegeben.

Nächster Warnstreik nicht vor März 2026

Die Züge fahren weiterhin mehr oder weniger pünktlich, ein Warnstreik ist bis nächstes Jahr vom Tisch.
Die Züge fahren weiterhin mehr oder weniger pünktlich, ein Warnstreik ist bis nächstes Jahr vom Tisch.  © Michael Matthey/dpa

Nun ist der nächste Ausstand bei der Deutschen Bahn erst in gut einem Jahr möglich. Ende Februar 2026 läuft der Tarifvertrag zwischen der Bahn und der deutlich kleineren, aber streikerprobten Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aus.

Die Einigung wurde in der dritten Verhandlungsrunde erzielt. Beide Seiten hatten von Beginn an auf einen raschen Abschluss gedrungen. Auf Wunsch der EVG war der Verhandlungsbeginn sogar auf Ende Januar vorgezogen worden. Die Gewerkschaft befürchtet unter einer unionsgeführten Bundesregierung wirtschaftliche und strukturelle Unsicherheiten für den Konzern.

Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (69, CDU) hatte zuletzt noch einmal betont, Netz und Betrieb bei der Deutschen Bahn voneinander trennen zu wollen. Die EVG lehnt das strikt ab und spricht von einem "fundamentalen Angriff auf unsere Arbeitsplätze".

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Die Bahn wiederum hat mit sich selbst genug zu tun und wollte deshalb ebenfalls möglichst schnell einen Tarifabschluss erzielen. Zugleich strebte sie eine lange Laufzeit an - im ersten Angebot waren es 37 Monate. Dadurch versprach sich der Konzern sich Planungssicherheit für die laufende Sanierung des Unternehmens. Mit dem Programm "S3" will die Bahn, die sowohl wirtschaftlich als auch betrieblich in der Krise steckt, bis 2027 die Trendwende schaffen.

Titelfoto: Michael Matthey/dpa

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