Alles etwas größer! Hier fährt ein Zug durch die Waschanlage
Nürnberg - Hier ist alles zwei Nummern größer: Nürnberger Erstklässler fahren mit dem Regionalzug durch die Waschanlage der Bahn. Bis der Zug endlich wieder blitzblank ist, braucht es in Bayern viel Wasser und Chemie.
Endlich kommt der lange erwartete "Regen". Als die Frontscheibe der Regionalbahn mit einer Mischung aus Wasser und Reinigungsmittel nassgespritzt wird, lachen und schreien die 25 Schüler vor Vergnügen.
Manche versuchen, nach einer der riesigen blauen Bürsten zu greifen, die das Dieselfahrzeug von außen sauber schrubben. Vergeblich - es ist ja noch eine Fensterscheibe dazwischen.
Mit ihrer Lehrerin Sarah Rippon sind die Erstklässler der Nürnberger Grundschule Laufamholz zu einem ganz besonderen Ausflug aufgebrochen: Es geht für die Schüler in die Zugwaschanlage der DB Regio-Werkstatt im Stadtteil Gostenhof.
Einige Schüler haben es sich ganz vorne im Zug bequem gemacht, dort, wo sonst der Fahrer sitzt. Von hier sehen sie aus nächster Nähe, wie zwei waagrechte Bürsten die Frontscheibe vom Schmutz befreien. Das ist aufregend für die Schüler.
"Ich war schon mal in der Autowaschanlage", sagt die sechsjährige Paula. "Aber da waren die Bürsten viel kleiner." Der Zug bleibt in der 89 Meter langen Halle stehen, die senkrechten Bürsten fahren von vorne nach hinten an ihm entlang.
Ein einmaliges Erlebnis für die Schüler in Nürnberg
Los ging es für die Schulklasse am Nürnberger Hauptbahnhof: Die Kinder steigen in eine abgestellte S-Bahn, die sie zum weitläufigen Werkstattgelände im Westen der Stadt bringt. Dort steigen die Schüler in den zu säubernden Dieselzug um, dieser rollt dann gemächlich in die Außenreinigungsanlage.
Die Ein- und Ausfahrt des Zuges mitgerechnet, dauert der Waschgang etwa eine Dreiviertelstunde. Rund 2500 Liter Wasser werden dabei verbraucht, wie Johann Gropp, Sachbearbeiter Fahrzeugreinigung bei der DB Regio, sagt. Von der S-Bahn über Dieselzüge bis zum IC und ICE werde hier nahezu alles gereinigt, was im Auftrag der Deutschen Bahn derzeit durchs Land fahre. Pro Tag werden zwischen 16 und 18 Waschgänge geschafft.
Der Schmutz sei vor allem Staub, auch vom Bremsvorgang, sagt Gropp. Im Sommer blieben auch viele Insekten im Frontbereich der Züge kleben. Grobe Verschmutzungen wie Graffiti müssen dagegen von Hand entfernt werden. Dafür gibt es laut einem Bahn-Sprecher eine eigene Halle.
"Wir planen, jeden Zug einmal pro Woche von außen zu reinigen", sagt Gropp. Das gehe nur, weil die Außenreinigungsanlage fast rund um die Uhr in Betrieb sei. Montags bis sonntags gebe es je eine Tag- und Nachtschicht. Zwischen Januar und Mai seien in Nürnberg immerhin 163 und 192 Meter Zug gereinigt worden, rechnet Gropp stolz vor. Waschanlagen für Züge gibt es in Bayern noch in München, Würzburg, Hof, Augsburg und Kempten.
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