Lokführermangel: Bahn-Branche legt Fokus auf Quereinsteiger
Düsseldorf - Die Bahn-Branche in Nordrhein-Westfalen will im neuen Jahr ihre Job-Offensive gegen den Lokführermangel ausweiten.
2023 seien in Nordrhein-Westfalen 420 Menschen als Lokführer qualifiziert worden, teilte das Bündnis Fokus Bahn NRW auf Anfrage mit. Nun gibt das Land noch einmal sechs Millionen Euro, damit die Zahl der neuen Lokführer 2024 noch einmal um mindestens 50 Prozent steigt.
In Nordrhein-Westfalen waren zuletzt fünf Prozent der Züge sehr kurzfristig ausgefallen - der häufigste Grund dafür war fehlendes Personal.
Schon heute sind nach Angaben der Branche gut 150 von rund 3300 Lokführerstellen unbesetzt, mehr als 600 weitere Lokführer gehen bis 2027 in den Ruhestand. Die Verkürzung der Wochenarbeitszeit, für die die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in den kommenden Wochen streiken will, ist dabei noch gar nicht mit eingerechnet.
Ein solcher Tarifabschluss hätte "massive Mehrbedarfe von einigen hundert Lokführerinnen und Lokführern" zur Folge, sagt eine Sprecherin des Landesprogramms Fokus Bahn.
Verkehrsverbünde: Offensive ändert kurzfristig nichts an Zugausfällen
Bei ihrer Job-Offensive wirbt die Branche vor allem um Quereinsteiger, die in gut einem Jahr für den neuen Job in der Lok umgeschult werden. Das hilft schneller gegen den Personalmangel als die klassische dreijährige Ausbildung.
Auch Programme für Disponenten und Kundenbetreuer werden im Rahmen von Fokus Bahn ausgebaut. Seit 2019 sind Politik und elf Bahnunternehmen in der Initiative Fokus Bahn NRW zusammengeschlossen, um ihre Maßnahmen bei der Personalsuche zu bündeln.
Dass sich dadurch kurzfristig etwas an den vielen Zugausfällen durch den Personalmangel ändert, erwarten Vertreter der zuständigen Verkehrsverbünde aber nicht.
Titelfoto: Christoph Soeder/dpa