Lokführer, wenn's passt? Deutsche Bahn geht wegen Personalmangel in NRW diesen neuen Weg
Düsseldorf - Trotz Einstellungs-Offensive herrscht bei der Deutschen Bahn nach wie vor Personalmangel. Einer neuen Prognose zufolge könnten deswegen in Nordrhein-Westfalen bald noch viel mehr Verbindungen ausfallen, wenn sich nichts ändert. Das Unternehmen steuert jetzt mit einer neuen Idee dagegen.
Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, hat der Bahnkonzern nämlich einen neuen Quereinsteiger-Kurs entwickelt, der im Herbst das erste Mal angeboten werden soll. Dabei wird eine neue Gruppe von Bewerbern ins Visier genommen.
Es handelt sich dabei um Teilzeitkräfte, die neben dem Familienleben zumindest für ein paar Stunden am Tag Zeit haben, einer Beschäftigung nachzugehen. Diese Bewerber sollen über diesen Kurs als Quereinsteiger zum Lokführer umgeschult werden.
Denn die Zeit drängt: Allein in NRW fehlen aktuell jetzt schon rund 350 Lokführer für Regional- und S-Bahnzüge. Bis 2027 werden dann zusätzlich ein Fünftel der aktuellen Lokführer in Rente gehen. Der Personalbedarf geht bis dahin aber um 15 Prozent nach oben, weil der ÖPNV ausgebaut werden soll.
Es muss sich also etwas tun. "In Zeiten des Fachkräftemangels ist Flexibilität gefragt", sagt Heinrich Brüggemann, Projektleiter des Landesprogramms Fokus Bahn zu der neuen Idee. Die Branche habe erkannt, dass nur mit besonderen Angeboten Arbeitskräfte gewonnen werden können.
Das betrifft auch das Thema Bezahlung: Wer sich später sogar für eine Vollzeitstelle entscheidet, bekomme ein Einstiegsgehalt von 4000 Euro inklusive aller Zulagen. Und der Job sei sicher bis zur Rente. Sechzehn Monate dauere der Umschulungskurs.
Teilzeitkräfte als Lokführer? Bahn spricht von organisatorischem Neuland
Die Bahn gibt bei dem ganzen Vorhaben allerdings auch zu, dass man mit dem Modell der "Teilzeitkräfte" organisatorisches Neuland betrete.
"Bisher war es so, dass sich die Lokführer während eines Arbeitstages relativ weit von ihrem Wohnort entfernen. Das ist organisatorisch nicht ganz einfach, dass sie nach einem Teilzeit-Arbeitstag wieder am Ausgangsort Feierabend machen können", so Brüggemann.
Trotzdem könne man für die Stoßzeiten, in denen Berufspendlerinnen und Pendler unterwegs sind, durchaus noch mehr Kräfte brauchen. Gerade für die Ballungsräume, zu denen zum Beispiel die Region Köln/Bonn oder das Ruhrgebiet gehört.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa