Ein Jahr BahnCard 100: Eine Klartext-Abrechnung mit der Deutschen Bahn!
Deutschland - Seit über einem Jahr besitze ich die BahnCard 100, die "Black Mamba", wie die schwarze Karte auch genannt wird. Mit diesem Stück Plastik geht's mit der Deutschen Bahn (DB) mit Highspeed durchs Land - wenn die Züge pünktlich sind oder überhaupt fahren!
Gut 4000 Euro habe ich für die krasseste Fahrkarte der Deutschen Bahn in der 2. Klasse hingeblättert. Für diesen stolzen Preis wird auch einiges geboten: Ein Jahr lang so viel Zug fahren, wie man möchte - natürlich auch mit dem Fernverkehr (ICE, IC, EuroCity).
Zusätzlich kann man mit der BahnCard 100 in vielen Städten kostenlos mit Straßenbahn, Bus und U-Bahn fahren - praktisch. In großen Bahnhöfen kommen Fahrgäste mit der schwarzen Fahrkarte zudem in die DB Lounges, wo es gratis Getränke, gemütliche Sitze und saubere Toiletten gibt. Letzteres ist in Bahnhöfen ja bekanntlich eine Seltenheit!
Klar, 4000 Euro im Jahr sind dafür trotzdem eine Stange Geld! Für mich lohnt sich die BahnCard 100 aber dennoch, da ich viel unterwegs bin. Mit dem Auto würde ich alleine für Sprit jährlich den Preis einer BahnCard 100 ausgeben. Also ist der Zug die sinnvollste Alternative.
Doch je öfter ich mit dem Zug unterwegs bin, desto mehr merke ich, wie kaputt das System der Bahn ist, wie viel Wut Fahrgäste auf die DB haben und warum viele nach einer Bahnfahrt doch lieber aufs Auto umsteigen.
Verspätungen, überfüllte Züge und eine katastrophale Kommunikation am Gleis!
Die größten Schwachpunkte der Bahn sind Verspätungen, Zugausfälle oder Halte, die kurzfristig vom Fahrplan verschwinden.
Dazu kommt die katastrophale Kommunikation am Gleis. Nicht selten habe ich erlebt, dass Fahrgäste mehrmals von einem zum anderen Gleis geschickt wurden - am Ende hieß es, dass der Zug gar nicht kommt.
Die Wut ist daraufhin verständlicherweise extrem hoch. "Das nächste Mal nehme ich das Auto oder den Flieger", ist von verärgerten Bahnkunden immer wieder zu hören.
Das große Problem der Bahn: Hat ein Zug Verspätung, führt das oftmals zu vielen weiteren Verspätungen. Das liegt vor allem daran, dass sich Fern-, Regional- und Güterzüge häufig die Gleise teilen. So braucht nur ein Güterzug auf der Strecke kaputt sein und das ganze System implodiert.
Dass die Bahn ein Verspätungs-Problem hat, zeigt auch die Pünktlichkeitsquote aus dem vergangenen Jahr. Etwa jeder dritte Fernzug war nicht pünktlich, hatte mindestens sechs Minuten Verspätung - ein historisches Tief! Zugausfälle sind dabei nicht mit eingerechnet.
Unverschämt! Chaos-Jahr für die Bahn, doch DB-Chef Richard Lutz (58) macht sich die Taschen voll
Während 2022 ein Chaos-Jahr für die Bahn war, machte sich Bahn-Chef Richard Lutz (58) die Taschen voll. Laut einem Geschäftsbericht lag sein Jahresgehalt bei knapp 970.000 Euro - damit verdient er deutlich mehr als Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) mit etwa 360.000 Euro im Jahr - unfassbar!
Und: Bahn-Chef Lutz bekam 2022 noch einen kräftigen Bonus in Höhe von etwa 1,26 Millionen Euro. Insgesamt verdiente er also ungefähr 2,24 Millionen Euro.
Gegenüber den Kunden, die oft verspätet ankommen, in überfüllten Zügen sitzen oder im Zug "gegart" werden, weil die Klimaanlage nicht funktioniert, ist das Gehalt eine Unverschämtheit!
Doch zurück zu den Problemen in den Zügen: Auf hochfrequentierten Strecken sind die Fernbahnen oft so voll, dass nicht selten Fahrgäste im Gang stehen oder sitzen. Auch ich habe schon stundenlang auf dem Boden gesessen - schön ist anders! Hier muss die Bahn unbedingt handeln und beispielsweise längere Züge einsetzen.
In solchen überfüllten Zügen wird mir immer wieder klar: Das, was sich die Grünen wünschen, dass halb Deutschland in wenigen Jahren das Auto stehen lässt und auf den Zug umsteigt, kann einfach nicht funktionieren! Nicht mit dieser Bahn, nicht mit den Zügen - es geht einfach nicht.
Doch es gibt auch die schönen Momente mit der Bahn
Doch neben dem Verspätungs- und Überfüllungs-Irrsinn, den ich oftmals erlebe, gibt es auch schöne Momente mit der BahnCard 100. So bin ich im vergangenen Sommer beispielsweise spontan an die Ostsee gefahren, war für einen Kurztrip in den Alpen und habe unzählige schöne Orte in Deutschland gesehen.
Außerdem kommt man in Zügen immer wieder mit neuen Leuten ins Gespräch, bekommt dadurch auch den ein oder anderen guten Tipp für einen Ausflug. Und - wenn man einen Sitzplatz hat - kann man die Zeit super nutzen, um entspannt zu lesen oder einfach einen Power Nap zu machen.
Positiv ist auch: Wenn bei der Bahn alles läuft, geht es sogar richtig zügig voran. So braucht der ICE von Berlin nach Hamburg nicht mal zwei Stunden - ein Autofahrer kann davon nur träumen.
Auch die Bahn-Mitarbeiter sind oftmals freundlich und verständnisvoll, bleiben auch bei wütenden Fahrgästen häufig gelassen, handhaben schwierige Situationen gern mal mit Humor.
Schlussendlich kann ich nur sagen: Vieles geht bei der Bahn in die richtige Richtung. Doch bis zu einer Bahn, die pünktlich und nicht überfüllt ist, ist es noch ein weiter Weg.
Titelfoto: prviat, Fabian Sommer/dpa