Ab Montag droht neuer Bahnstreik! Macht die GDL Ernst?
Frankfurt am Main - Droht bereits ab Montag ein neuer Streik bei der Bahn?
Zuletzt hatte die Lokführergewerkschaft GDL das Land Anfang November stillgelegt. Danach kündete GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky (64) an, dass bis zum 7. Januar ein Weihnachtsfriede herrscht und in dieser Zeit alle Züge rollen werden. Doch diese Frist läuft am Sonntag aus.
Ab Montag drohen erneute und sogar noch längere Streiks. "Wir werden Streiks von drei bis maximal fünf Tagen machen. Die werden wehtun und den Bahn-Vorstand zum Nachdenken bringen", hatte Weselsky vor Weihnachten angekündigt.
Deutliche Zustimmung hat Weselksy: Im Dezember stimmten bei der in Frankfurt am Main ausgezählten Urabstimmung 97 Prozent der GDL-Mitglieder für die Ausweitung der Arbeitskämpfe. Die Wahlbeteiligung lag bei über 70 Prozent.
"Das ist ein deutliches Signal an die Arbeitgeber, ihre Verweigerungshaltung gegenüber den Kernforderungen der GDL zu überdenken", sagte der GDL-Chef. Das sind im Einzelnen eine Verkürzung der Arbeitszeit und eine "spürbare Entgelterhöhung als Inflationsausgleich".
Nur wenn die Arbeitgeber dazu bereits sind, sei eine gütliche Einigung der Verhandlungen möglich. Sind sie es nicht, "haben die Beschäftigten mit ihrem Votum sehr deutlich klargemacht, was die Unternehmen im neuen Jahr zu erwarten haben", ergänzte Weselsky.
Wie geht es also weiter?
Viele ICE-Züge fallen aus
Es kann nicht schaden, sich auf einen möglichen Streik ab Montag vorzubereiten. Zwar gibt es bei Warnstreiks einen Notfahrplan für den Fernverkehr. Doch der ist sehr ausgedünnt und auf den Hauptverbindungs-Linien nach Hamburg, Berlin, Frankfurt oder München rollen dann kaum noch ICE-Züge.
Kommt es tatsächlich zu einem Warnstreik der Lokführer, ist es sinnvoll, wenn Reisende ihre Fahrt verschieben oder absagen. Wer sich trotzdem in einen der wenigen noch rollenden Züge setzen will, könnte Glück haben, denn sie sind - aufgrund der Absagen - oft nicht voll. Allerdings wird der Notfahrplan recht kurzfristig bekannt gegeben.
Kommt es dazu auch noch zu einem längeren Streik, gibt es ein weiteres Risiko!
Die Lokführer müssen nach einem Einsatz die vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten. "Bei einem längeren Streik wird es also schwieriger, mit den wenigen arbeitswilligen Lokführern die Lücken zu füllen, weil die ja irgendwann einmal aussetzen müssen", zitiert die Rheinische Post den Bundesvorsitzenden des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Detlev Neuß.
Heißt im Klartext: Der Notfahrplan könnte noch knapper ausfallen als es bei kurzen Warnstreiks ohnehin schon der Fall ist.
Was ist zu tun, wenn ...
... ich ein frühzeitig erworbenes Sparticket habe? In dem Fall ist die Zugbindung aufgehoben. Ihr könnt das Ticket auch zurückgeben und erstatten lassen. Wer sich trotzdem in einen Zug setzt, sollte an die Rückreise denken, die möglicherweise ebenfalls mit einigen Strapazen verbunden sein könnte.
... ich mit einem Regionalzug fahren muss? Macht Euch vor Fahrtantritt kundig, ob die Regionalbahn von einem anderen Unternehmen als der Deutschen Bahn betrieben wird. Diese werden nicht bestreikt und fahren in der Regel planmäßig.
... ich mit der S-Bahn fahre? Auch hier fallen an den Streiktagen bundesweit viele Züge aus. Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen fahren zwar, sind dann aber oft voll. Für Beschäftigte, die kein Auto haben oder sich nicht durch einen Stau quälen wollen, lohnt sich während eines Streiks der Wechsel ins Homeoffice.
Im Auge behalten sollten Bahnkunden auch die Angebote der Reisebus-Unternehmen wie Flixbus. Sobald ein Streik angekündigt wird, gehen nicht nur die Preise rauf, sondern die noch freien Plätze sind auch schnell ausgebucht.
Übrigens: Die angekündigte neue Klage der Bahn könnte den angekündigten Streik kurzfristig eher nicht stoppen.
Titelfoto: Montage: Thomas Banneyer/dpa (2)