49-Euro-Ticket: Es sind noch viele Fragen offen
Dresden - Das 49-Euro-Ticket - als Nachfolger des 9-Euro-Tickets - kommt tatsächlich. Darauf haben sich Bundesregierung und Länderchefs diese Woche geeinigt. Nicht alle feiern den Beschluss. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht nun vor allem Abstimmungs- und dringenden Handlungsbedarf.
"Aus Fahrgastsicht ist das neue sogenannte Deutschlandticket ein Segen. Der günstige Preis macht es attraktiv für Kunden. Außerdem bricht es die Tarifsysteme auf. Das allein stellt schon einen großen Fortschritt dar", lobt Markus Haubold (36), Sprecher von Pro Bahn für Südwestsachsen.
Gleichzeitig mahnt er aber auch die Politik, nun noch stärker in den ÖPNV zu investieren. "Es darf nicht dazu kommen, dass nun in der Fläche am Nahverkehr gespart wird. Das Gegenteil muss passieren! Das System muss gleichzeitig mitwachsen", fordert Haubold.
Der Verkehrsexperte sieht die Städtischen und die Regionalen Verkehrsunternehmen jetzt in der Pflicht, ihre Tarifsysteme zu überarbeiten und die Voraussetzungen für die reibungslose Einführung des Deutschlandtickets zu schaffen.
Dabei müssten in Sachsen viele Fragen bedacht und geklärt werden: Welche Rechte haben Abo-Kunden, die aus ihren Verträgen aus- und auf das 49-Euro-Ticket umsteigen wollen? Was wird nun etwa aus dem Azubi-Ticket? Wie können die Fahrradmitnahme einheitlich geregelt oder Alternativen ermöglicht werden? Sind Angebote wie Bürgerbusse und Linientaxis mit dem Ticket auch abgedeckt?
Markus Haubold: "Neben dem Deutschlandticket müssen zudem Sozialtickets eingeführt werden für Menschen mit geringen Einkommen." Aus der Einführung des Tickets dürften sich keine Nachteile für andere ergeben - zum Beispiel Senioren, Behinderte oder Familien mit Kindern, so der Verbandssprecher.
Kommt das Deutschlandticket schon Anfang 2023?
Wenn jetzt die Weichen für den öffentlichen Personenverkehr neu gestellt werden, sollte auch gleich weitergedacht werden, meinen die Engagierten von Pro Bahn. Im Blick haben sie dabei die Vernetzung von Bus und Bahn. Stichwort: Sachsentakt. "Da gibt es beispielsweise im Erzgebirge noch viel zu tun", weiß Haubold.
Tatsächlich ist indes noch offen, wann das 49-Euro-Ticket überhaupt kommen wird. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (52, FDP) wollte die Einführung zum Jahreswechsel. Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) äußerten sich bereits zurückhaltender.
Der Bund hat erklärt, dauerhaft die Regionalisierungsmittel zu erhöhen, mit denen die Länder Bahn- und Busverbindungen bei den Verkehrsunternehmen bestellen. Die Länder hatten dies zur Bedingung gemacht, dass sie das 49-Euro-Ticket mitfinanzieren.
Das neue Ticket kostet drei Milliarden Euro. Bund und Länder finanzieren es jeweils zur Hälfte.
Titelfoto: Fotomontage: Kristin Schmidt, IMAGO/Steffen Unger