Zehntausende Lichter setzen am Brandenburger Tor in Berlin Zeichen gegen rechts
Von Andreas Rabenstein, Verena Schmitt-Roschmann, Marion van der Kraats und Monika Wendel
Berlin - Mit Lampen und Lichterketten haben Zehntausende Menschen am Brandenburger Tor in Berlin gegen einen Rechtsruck und für die Demokratie demonstriert.
Das "Lichtermeer" richtete sich gegen ein Erstarken der AfD und anderer rechter Parteien in Europa, gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump (78) und den Einfluss des Tech-Milliardärs Elon Musk (53).
Die Polizei sprach von bis zu 35.000 Teilnehmern, die Veranstalter schätzten die Menge auf 100.000 Menschen. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
Die Brandmauer der demokratischen Parteien gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD müsse halten, forderte Christoph Bautz (53), Gründer der Organisation Campact und einer der Initiatoren der Demonstration.
Er appellierte an Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (69). Wenn dieser bei Migrationsfragen eine gemeinsame Mehrheit mit der AfD suche, dann "bricht in diesem Land ein Aufstand der Anständigen los", meinte Bautz.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer (28) von Fridays for Future, die ebenfalls zur Demonstration aufgerufen hatte, sagte in ihrer Rede mehrfach: "Sie haben Hass, wir haben Haltung." Antidemokraten wollten die Demokratie und den Planeten in Flammen sehen, meinte Neubauer. "Wer Rassismus befeuert, wer gegen Klimaschutz hetzt, der macht nicht einfach Wahlkampf, der gefährdet Menschenleben."
Etliche Plakate richteten sich gegen die AfD, so etwa die Aufschrift: "Die AfD ist alternativlos blöde". Einige Demonstranten skandierten: "Wir sind die Brandmauer."
"Lichtermeer" in Berlin: Forderungen an Bundesregierung
Demonstranten ließen gemeinsam Handykameras aufleuchten und sangen "Wehrt euch, leistet Widerstand". In der Menge standen viele Familien mit Kindern.
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich (28), betonte, Gott habe allen Menschen die gleiche Würde geschenkt. "Deswegen schweigen wir nicht, wenn Menschen ausgegrenzt, angegriffen oder bedroht werden", erklärte Heinrich.
"Deswegen leisten wir Widerstand, wenn jemand die Demokratie attackiert." Kirchen blieben Zufluchtsorte. An Politikerinnen und Politiker appellierte sie, im Wahlkampf nicht die Fakten zu verdrehen.
Die Organisatoren forderten unter anderem, alles für ein Verbot "verfassungsfeindlicher Strukturen" zu unternehmen. Die Bundesregierung müsse sich zudem dafür einsetzen, Hass und Lügen in den sozialen Netzwerken zu stoppen.
Der Klimakrise müssten massive und sozial gerechte Investitionen entgegengesetzt werden.
Titelfoto: Monika Wendel/dpa