Dresden - Der Schock über den Eklat im Weißen Haus zeigte sich am Sonntag auch auf Dresdens Straßen: Nachdem US-Präsident Donald Trump (78) den ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) vor laufender Kamera abkanzelte, die Unterstützung des angegriffenen Staates infrage stellte, sammelten sich knapp 400 Teilnehmer zu einer spontanen Solidaritätskundgebung auf dem Dresdner Neumarkt.
Erst am Sonnabend angezeigt, trafen sich am Sonntag um 15 Uhr hunderte Teilnehmer auf dem Neumarkt, viele davon aus der Ukraine selbst.
Doch auch sächsische Politiker hatten sich spontan Zeit genommen. So sprach nach einem kurzen Musikbeitrag Matthias Ecke (41, SPD): "Es tat weh zu sehen, wie der Präsident des mächtigsten Landes der Welt Ursache und Wirkung verkehrt hat und Täter-Opfer-Umkehr betrieben hat", sagte der Europaabgeordnete. "Das ist etwas, das wir nicht akzeptieren können."
Auch der Bundestagsabgeordnete Markus Reichel (56, CDU) zeigte sich entsetzt: "Ein Frieden, der am Ende die Ukraine der Vernichtung anheimfallen lässt, der die Ukraine Russland zum Fraß vorwirft, das kann kein Frieden sein, wie wir ihn als Europäer in unserem Umfeld haben wollen", so Reichel. "Nein, wir brauchen einen gerechten Frieden."
Aus dem sächsischen Landtag war Thomas Löser (53, Grüne) am Mikrofon: "Wir haben es nicht für möglich gehalten, dass Donald Trump als Führer der sogenannten Freien Welt, wie er sich sieht, einen Präsidenten, dessen Volk seit drei Jahren in einem brutalen Krieg angegriffen wurde, derartig abkanzelt", so Löser. "Das gehört sich nicht für einen Politiker und gleich gar nicht für einen Menschen. Dieser Mann hat kein Herz!"
Thomas Löser über Trump: "Dieser Mann hat kein Herz!"
Demo-Teilnehmer bekunden Solidarität mit Ukraine
Organisatorin Natalija Bock (48) fühlte sich nach dem Eklat an den Beginn der russischen Invasion erinnert, widersprach der Behauptung Trumps, Selenskyj habe sich undankbar gezeigt. "Wacht auf! Es ist nicht nur die Gefahr für die Ukraine", warnte Bock. "Die Gefahr ist real. Für uns alle hier, hier in Deutschland und hier in Europa. Putin will unsere Art zu leben zerstören!" Nach einer Dreiviertelstunde endete die Kundgebung mit dem Singen der ukrainischen Hymne.