Tausende auf den Straßen (und im Wasser): Noch mehr Demos nach Asyl-Abstimmung!

Von Jan Christoph Freybott

Deutschland - Aus Protest gegen die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag sind erneut zahlreiche Menschen in ganz Deutschland auf die Straße gegangen. Allein in Berlin wurden am Sonntag 20.000 Demonstranten erwartet.

In Berlin protestierten am Sonntag etwa 20.000 Menschen für die "Brandmauer" gegen rechts.
In Berlin protestierten am Sonntag etwa 20.000 Menschen für die "Brandmauer" gegen rechts.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Auch in Regensburg, Ulm, Kiel, Potsdam und Braunschweig zog es Menschen auf die Straße, während es in Köln eine Bootsdemo auf dem Rhein gab.

Anlass der Demonstrationen ist, dass CDU und CSU am Mittwoch, dem 29. Januar im Bundestag mit Hilfe der AfD einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik durchgesetzt hatten. Erstmals beschaffte die AfD dabei im Plenum eine Mehrheit - der beschlossene Antrag hat aber keine bindende Wirkung. Ein von der Union eingebrachter Gesetzentwurf zur Begrenzung der Migration war am Freitag gescheitert.

Unter dem Motto "Bunt statt braun" demonstrierten in Köln Wassersportler mit insgesamt 350 Booten. Bei sonnigem Wetter reihten sie sich vor der Skyline mit dem Dom hintereinander auf dem Rhein auf. Dazu hielten sie Transparente mit Aufschriften wie "Kein Rassismus" und "Für Demokratie und Vielfalt" hoch.

Nächste Großdemo in Leipzig: Tausende bei Protest gegen Merz und AfD erwartet
Demonstrationen Nächste Großdemo in Leipzig: Tausende bei Protest gegen Merz und AfD erwartet

Organisiert wurde die ungewöhnliche Kundgebung von den "Wassersportfreunden Neptun Köln". In dieser Form sei die Demonstration auf dem Wasser eine Premiere, hieß es. Insgesamt hätten sich auf dem Wasser und an Land etwa 1000 Menschen beteiligt, sagte eine Sprecherin der Wasserschutzpolizei.

Ein Mann hält während einer Demonstration in Berlin eine Bildmontage von CDU-Kanzlerkandidat Merz (69), der auf einem Logo der AfD reitet.
Ein Mann hält während einer Demonstration in Berlin eine Bildmontage von CDU-Kanzlerkandidat Merz (69), der auf einem Logo der AfD reitet.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Unter dem Namen "Fall der Brandmauer", initiiert von der Grünen Jugend, demonstrieren zahlreiche Menschen gegen Rechtsextremismus in Nürnberg.
Unter dem Namen "Fall der Brandmauer", initiiert von der Grünen Jugend, demonstrieren zahlreiche Menschen gegen Rechtsextremismus in Nürnberg.  © Daniel Vogl/dpa

Bedford-Strohm: So eine Abstimmung darf nie wieder passieren

Kanuten haben sich auf dem Rhein in Köln zur Demonstration unter dem Motto "Bunt statt braun" zusammengefunden.
Kanuten haben sich auf dem Rhein in Köln zur Demonstration unter dem Motto "Bunt statt braun" zusammengefunden.  © Roberto Pfeil/dpa

Zehntausende wurden zudem bei einer Demonstration vor dem Berliner Reichstag erwartet. Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm (64), sagte dort, eine Abstimmung wie die von Union und AfD dürfe es nie wieder geben - zumal nur kurz zuvor der Opfer des Nationalsozialismus gedacht worden sei.

Ab jetzt müsse gelten: "Man macht nicht gemeinsame Sache mit denen, die die Menschenwürde mit Füßen treten. Punkt." Zur Demonstration in Berlin wurde auch der Publizist Michel Friedman (68) als Redner erwartet. Er war aus Protest gegen die Abstimmung der Union mit der AfD aus der Partei ausgetreten.

Bereits am gestrigen Samstag waren in etlichen Städten Menschen für Vielfalt und für eine Abgrenzung der Union zur AfD auf die Straße gegangen.

Tausende protestieren in Hamburg gegen AfD und Merz
Demonstrationen Tausende protestieren in Hamburg gegen AfD und Merz

In Hamburg waren es nach Polizeiangaben rund 65.000 Menschen, in Essen etwa 14.000. Auch in Leipzig, Stuttgart, Braunschweig, Würzburg, Augsburg, Bremen und anderen Städten fanden Demonstrationen statt.

Titelfoto: Fotomontage: Sebastian Christoph Gollnow/dpa//Roberto Pfeil/dpa

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