Satire-Demo zieht wieder durch Grunewald: "Wenn die letzte Villa gewichen ist"
Berlin - Liegt das Braunkohlegebiet Lützerath nun im Berliner Nobel-Stadtteil Grunewald? Linke Spaß-Demonstranten wollen am 1. Mai unter den Grunewalder Villen "die richtige Kohle abbaggern", teilte die Initiative "My Gruni" über ihre inzwischen schon traditionelle Satire-Demonstration am 1. Mai mit.
In Anspielung auf die Debatten und Demonstrationen um den Kohlebergbau in Lützerath hieß es ironisch: "Die RWE (Reichtum Wird Enteignet) wird die Kohlevorkommen im Revier Grunewald erschließen. Am 1. Mai 2023 werden hierfür die Abrissarbeiten des Villenviertels beginnen."
Tausende autonome Bergarbeiter würden zum Spatenstich an der Abbruchkante erwartet. "Ob Lausitz oder Lützerath - über Dekaden wurde die falsche Kohle abgebaut."
Die Demonstranten kündigten an: "Wenn die letzte Villa gewichen ist, wird der Schaufelradbagger der Umverteilung in den wirtschaftskriminellen Untergrund des Villenviertels vordringen."
Man freue sich "über das große Verständnis der Bevölkerung in Grunewald". Demokratie bedeute immer auch das "Zurücktreten von Einzelinteressen zugunsten gesellschaftlicher Notwendigkeiten", so die "RWE-Sprecherin Rananden-Speck".
Den ehemaligen Bewohnern würden Umsetzwohnungen in Lichtenberg, Neukölln und Marzahn-Hellersdorf zur Verfügung gestellt. Mögliche Widerstände gegen das Abbaggern von der "Kapitalbewegung" seien absehbar. Auch mit "uniformierten und gewaltbereiten Aktivisten" sei zu rechnen. "Diese Personenkreise sind aktionsorientiert und könnten kapitalterroristisch beeinflusst sein."
Im Grunewald gibt es seit mehreren Jahren am Mittag und Nachmittag des 1. Mai Demonstrationen und Aktionen linker Gruppen, die zum Teil eher bunt und satirisch verlaufen. Ein Teil der Demonstranten nimmt dann am Abend in Neukölln und Kreuzberg an der üblichen linken und linksextremen Demonstration teil, die auch dieses Jahr wieder stattfinden soll.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa